Die aus dem Tegernsee stammende Illustratorin Katharina Bourjau beeindruckt ihre Leser und Leserinnen mit farbenfrohen Motive ihrer Heimatregion. , © Sabine Ziegler-Musiol

Katharina Bourjau

Illustratorin mit Frohsinn

Sie ist gut gebucht – von New York bis London, und in Luxemburg hat sie gerade für die Philharmonie einen Kinderführer gestaltet. Zum Glück jedoch ist die aus Tegernsee stammende Illustratorin so eng mit ihrer Heimat verwurzelt, dass sie ihren zweiten Schreibtisch im nur ein paar Kilometer entfernten München aufgestellt hat.

Es ist auch ein Glücksfall, dass sie mit markanter "Handschrift" immer wieder ihre Heimatregion abbildet. Denn die Illustrationen sind allesamt ein Hingucker - und immer verbreiten sie Frohsinn. Wenn beispielsweise an einem grauen Tag der bunte Kleinlastwagen von Früchtegroßhandel Wunderlich vorbeifährt mit seinem fröhlichen Obst- und Gemüse-Wimmelbild, dann gibt es niemanden, der nicht hinschaut mit einem Lächeln im Gesicht

STECKBRIEF

Name: Katharina Bourjau
Geburtstag: 13.09.1990    
Geburtsort: München 
Wohnort: München
Worum geht’s? Illustration 

Blättert man durch die „Seeseiten“, sticht bald eines der farbenfrohen Tegernsee-Motive ins Auge. Katharina lässt die Leser und Leserinnen teilhaben an ihrer Sicht auf den Tegernsee in Text und Bild. Auch für die Sonderausstellung im Museum Tegernseer Tal „Im Bayerischen Paradies – 150 Jahre „D‘ Gschicht‘ vom Brandner Kasper“ hat Katharina Illustrationen gefertigt. Markant prangt derzeit das Ausstellungsplakat von vielen Wänden und in der Ausstellung leuchtet von weitem ihr Gras-Ober – jener, mit dem der Brandner Kasper den Boandlkramer beim Schafkopfen samt Kerschgeist ausgetrickst hat. 

Und nicht zuletzt schätzen wir uns glücklich, dass die junge Tegernseerin für uns das Kulturjahr 2021 illustriert hat – mit all den vielen kulturellen Highlights bei Tag und bei der Nacht. 

Künstlerin zu werden, wie kam das? 

„Ich würde mich als Illustratorin bezeichnen“, sagt sie bescheiden. Da haken wir noch mal nach und erfahren, dass sie Grafikdesign an der Kunstakademie in Stuttgart studiert und die Vielfalt der unterschiedlichen Werkstätten – von Töpferei bis Textil – genossen hat: „Da konnte ich mich gestalterisch richtig austoben, aber schließlich bin ich dann bei der Illustration hängen geblieben.“

Im Jahr 2018, kurz nach Studienende, wurde sie eingeladen, Illustrationen zu einer Ausstellung mit dem Titel „Eierlegende Wollmilchsau“ beizusteuern – und zwar im Metzgereimuseum Böblingen. „Das war ein lustiges, kleines Museum in einem Fachwerkhäuschen mit lauter alten Artefakten rund um Metzgereien“, lacht sie, „skurril, mit einer großen Sammlung aus Sparschweinen und jedes Jahr haben sie auch eine Karikaturenausstellung veranstaltet.“ Dafür hat sie dann eine Reihe von Wolpertingern entworfen.

Wurde dir die künstlerische Begabung in die Wiege gelegt? 

„Ich habe zwei Schwestern und zu dritt haben wir immer viel gemalt und gebastelt, das war unsere Hauptbeschäftigung in der Familie“, erinnert sie sich. Deshalb war ihr früh klar, dass sie einmal in die künstlerische Richtung gehen möchte. Und dann hat sie, nachdem sie sich bereits in Stuttgart an der Kunstakademie beworben hatte, eine verblüffende Entdeckung gemacht: Ihre Uroma Margarete Roser hat ein paar Jahrzehnte zuvor ebenfalls dort studiert, und zwar Kunsthandwerk mit Schwerpunkt auf Tapeten- und Schmuckgestaltung. Da hat sich ein Kreis geschlossen. 

Welcher künstlerische Erfolg hat dich am meisten beflügelt? 

"Natürlich habe ich manchmal Auftraggeber, die sehr cool sind (beispielsweise The New Yorker, das ZEITleo Magazin und die Stadt Stuttgart) aber vor allem bei den Ausstellungen merke ich, wie beglückt ich mich fühle“, so Katharina, die mit den großen Namen nicht hausieren geht.

Für Ausstellungen sichtet und sortiert sie Arbeiten, die über einen längeren Zeitraum entstanden sind. Darunter sind oft Großformate und Arbeiten in besonderen Drucktechniken, wie Siebdrucke oder Risografien. „Schließlich hängen die Bilder in einem Ausstellungsraum und ich komme mit interessierten Leuten ins Gespräch - das wirkt nach, davon werde ich lange getragen und bin beglückt“, sagt sie, und man kann es förmlich spüren. Die erste größere Gruppenausstellung war übrigens bereits während des Studiums – in China! Auch eine tolle Erfahrung. 

Wie motivierst du dich, wenn mal die Luft raus ist?

„Wenn man mal den Kopf frei machen muss, da hilft immer Natur!“ Dann heißt es: raus, spazieren gehen, Gespräche mit anderen Menschen führen, mit Freunden und Kollegen. „Manchmal hilft es auch, kurz zu verdrängen, dass es gerade nicht läuft, sich umschauen, inspirieren lassen – und schon läufts wieder.“

Die Stadtrunde ist natürlich anders als der Spaziergang am Tegernsee, hier geht’s sie zwischendurch gern mal auf die Neureuth. Und nun wird auch klar, warum es bei Katharina schier unendlich viele Seemotive gibt: Vom Elternhaus aus blickt sie auf den Tegernsee, „da einfach hinschauen, das hilft immer beim Nachdenken“.

Eine Fee gibt dir ein Künstler-Jahresstipendium – welches Herzensprojekt setzt du um? 

Da beginnen Katharinas Augen zu leuchten, denn nun erzählt sie von dem Buch „Tegernseer Sagen“, das sie vor ein paar Jahren herausgebracht hat: „Darin gibt es viele Fabelwesen, wie Wolpertinger, Beiswürmer und Irrlichter oder die Nonne, die in eine Wasserschlange verzaubert wurde“. Daraus würde sie gern richtig große Holzskulpturen machen und rund um den See verteilen. 

Musen, Inspirationen & Vorbilder für deine Kunst sind …?

"… ganz viele Faktoren, angefangen bei den Alten Meistern bis zum Blauer Reiter.“ Darum geht sie immer wieder gern ins Lenbachhaus, um Inspirationen zu sammeln. Kandinsky und Gabriele Münter haben es ihr angetan und darüber hinaus „Künstler, die eine besondere Gabe im Umgang mit Farben hatten oder haben, das können auch verrückte Modedesigner sein, die tolle Stoffe entwerfen, oder ein Film, der interessant gedreht ist und neue Blickwinkel eröffnet“.

All das speichert sie zuerst einmal ab, „wie screenshots“ und irgendwann kommt es dann wieder heraus und fließt ein in ihre Illustrationen. Inspiration findet sich auch im Gespräch mit befreundeten Illustratorinnen, Grafikern oder Schmuckdesignerinnen, „die Gespräche inspirieren mich und bringen mich dann in dem Moment meist weiter“.

Was würdest du deinem 12-jährigen Ich raten? 

„‘Mach einfach weiter‘, würde ich sagen, ‚mehr nicht‘“, denn sie selbst ist von ihren Eltern auf diese Weise gefördert worden. „Dass sie mir immer das Gefühl gaben, das passt schon alles, mach einfach mal, schau mal, hat mir viel Sicherheit gegeben. Alles hat seinen Sinn, auch das, was ich ausprobiert habe und heute anders machen würde, da möchte ich nichts überspringen und nichts ausklammern.“ 

Woran arbeitest du gerade?

„Im Augenblick entsteht für ein französisches Kindermagazin ein riesiges Wimmelbild zum Thema Russland“, erzählt Katharina, sie arbeitet sehr gern für Kindermagazine. Das eigentlich Interessante an ihrer Arbeit aber ist die Vielfalt der Aufträge. Zugleich entstehen nämlich auch Illustrationen für einen kleinen, italienischen Delikatessenladen in München, „da arbeite ich mit knalligen Farben, damit man Appetit bekommt“.

Ganz anders geht sie heran, wenn sie für das Innenministerium in Baden-Württemberg Plakate, Kaffeebecher und Giveaways entwirft, „dann muss sehr klar und geradlinig sein, bei den Kindern wiederum muss es wimmeln“. Oftmals hat sie dann alle Dateien gleichzeitig geöffnet, springt zwischen den unterschiedlichen Illustrationen und kommt dann in einen richtigen Flow.

„Kreativität auf Knopfdruck geht nicht – aber natürlich gibt es immer Termine, die ich einhalten muss.“ Ein kreatives Tief kann sie sich daher nicht erlauben – aber das ist glücklicherweise auch noch nicht vorgekommen. Ein Glück ist für sie auch, dass die Auftraggebenden das Vertrauen haben, dass aus ihrer Fantasie heraus etwas Schönes entsteht, wenn sie die Idee grob umrissen haben und bei ihr anklopfen. „Da wird man mit der Zeit etwas schlauer – Farbwelt abfragen, Eckpunkte abfragen und herausfinden, wo der Kunde oder die Kundin hinwill.“

Dein Lieblingsort am Tegernsee ist …? 

„... spontan: im Sommer in Gmund – das alte Strandbad unterhalb von Gut Kaltenbrunn.“ Von dort aus hat man genau den Blick, den sie auf ihr „Tegernseer Badehandtuch“ illustriert hat, welches sie in kleiner Auflage herstellen lässt. „Mein absoluter Lieblingsplatz“, verrät sie. Und den kann man einrollen und mitnehmen zum Baden, überall hin. Wie praktisch!

Was sollten Gäste am Tegernsee unbedingt machen?

„Wenn Freunde zu Besuch kommen, dann muss es der Klassiker sein: Mit einer guten Brotzeit gehen wir auf den Riederstein und lassen den Blick über das Tal schweifen“, verrät sie. „Und danach unten am See die Füße in kaltes Wasser hängen lassen – besonders schön ist das im Frühjahr.“

Das ist für Katharina typisch Tegernsee …

„Momente. Das Geräusch von Wasser, das ans Ufer schlägt, der Geruch von Steckerlfisch, der an See- und Waldfeste erinnert, und von überall einen schönen Blick zu haben – egal wo, immer entdeckt man etwas Neues und man wird nicht müde zu staunen: Das kann doch gar nicht so schön sein. Doch!“ 

Katharinas Lebensmotto: 

„Wenn sich‘s gut anfühlt, dann ist es auch gut.“ Die junge Illustratorin ist ein Mensch, der sich gern vom Bauchgefühl leiten lässt, egal ob beruflich, künstlerisch oder bei privaten Entscheidungen: „Kurz innehalten, dann weiß man, spürt man, ob es passt oder nicht.“

 

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Impressionen

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Katharina Bourjau 4

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Katharina Bourjau 6

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Katharina Bourjau 2

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Katharina Bourjau 3

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Katharina Bourjau 5

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