Der Ort Kreuth, © Julian Rohn

Der Ort Kreuth

Hier erfahren Sie alles Wissenswerte rund um den Ort Kreuth.

Kreuth liegt im Herzen der Bayerischen Voralpen. Das Ortsgebiet erstreckt sich vom Tegernsee im Norden bis zur deutsch-österreichischen Staatsgrenze am Achenpass. Mit 17 Ortsteilen und ausgedehnten Wald- und Berggebieten ist Kreuth flächenmäßig eine der größten Gemeinden Bayerns (123 km²). 

Die Kreuther Höhenlagen reichen vom Tegernsee-Level auf 725 m bis zum 1.862 m hohen Halserspitz-Gipfel und legen Wanderern, Bergsteigern, Kletterern und Naturfreunden zu Füßen, was das Herz begehrt: Blumenwiesen und Flussauen, sanfte Berghänge, anspruchsvolle Gipfel und spektakuläre Felswände.

Seinem Wald- und Wasserreichtum, der Höhenlage und der damit verbundenen wohltuend reinen Luft verdankt Kreuth das Prädikat „Heilklimatischer Kurort“, das dem Ort 1971 erstmals verliehen wurde.

Das große Landschaftsschutzgebiet Weißachau gilt aufgrund seines Pflanzen- und Tierreichtums als eine der bedeutendsten Tallandschaften des Alpennordrands. Die Weißachau und weitere Gemeindebereiche liegen innerhalbdes Flora-Fauna-Habitat Schutzgebietes des Mangfallgebirges.

Am südlichen Ende des Gemeindegebiets an der Grenze zu Österreich befindet sich die durch die Ramsar-Konvention geschützte Bayerische Wildalm, die geprägt ist durch ein für die Kalkalpen typisches Hochmoor und das Vorkommen vieler bedrohter Pflanzenarten.

Kreuth liegt eingebettet in das Mangfallgebirge und die Tegernseer Berge.

WICHTIGE GIPFEL

Halserspitz (1.862 m)
Hirschberg (1.668 m)
Leonhardstein (1.452 m)
Risserkogel (1.826 m)
Ross- und Buchstein (1.698 m / 1.701 m)
Setzberg (1.706 m)

Mangfallgebirge

Entdecke die natürliche Vielfalt rund um Kreuth

Das Herzstück zwischen Mangfallgebirge und Tegernseer Berge

Der Wildnis entrissen, von Kloster und Königshaus wachgeküsst

Die Gipfel aus den einstigen Meeresböden des Urmeers Tethys aufgefaltet, die Bergflanken und Flusstäler von Gletschern geschliffen, die gesamte Landschaft von einem undurchdringlichen Urwald bewachsen: Das Land südlich des Tegernsees war über viele Jahrtausende eine höchst unwirtliche Gegend.

Die Menschen hielten sich von dieser „terra incognita“ fern. Die ersten, die das Dickicht durchstreiften, dürften mutige Jäger und Sammler gewesen sein; darauf deuten spärliche Funde aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit hin. Von Süden kamen frühe Händler auf Saumpfaden über die Alpen.

Ein Quellenheiligtum mit etruskischen Schriftzeichen südlich der Blauberge und zwei bronzezeitliche Kultstätten in den Tegernseer und Kreuther Bergen zeugen davon. Einer dieser „Urwege“ war ein Gebirgsübergang, der in keltischer Zeit vom Inntal über das heutige Brandenberg und die Wildalm durch die Langenau zum Tegernsee und von dort weiter in Richtung Norden führte.

Eine echte Besiedlung freilich wagte niemand. Diese reichte in römischer und auch merowingischer Zeit nur bis ins Alpenvorland. Südlich davon zog sich ein dunkler Waldgürtel entlang des Alpenrands. Ihn urbar zu machen und zu besiedeln, das wagten die Menschen erst mit göttlichem Beistand …

Und so ist auch die Erschließung des Weißachtals, das heute Kreuth und seine Ortsteile beherbergt, eng verknüpft mit der Gründung des Klosters Tegernsee im 8. Jahrhundert. Auf Initiative und unter Aufsicht der Klosterherrschaft begann eine ausgedehnte Rodungstätigkeit vom See ausgehend in Richtung Süden. Es war eine Arbeit mit Axt und Feuer, die über Generationen währte. Im Ortsnamen lebt sie bis heute fort: Kreuth kommt von „im Gerodeten“. Einheimische aus dem Tal sagen bis heute: „Mir fahr’n ins Kreith.“

Der Patron an der Passstrasse

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahr 1184. Damals erbaute der Tegernseer Abt Rupert I., Graf von Neuburg-Falkenstein, dem Heiligen Leonhard hier eine Kirche aus Stein. Hintergrund war die Lage Kreuths an der unvermindert gefährlichen Route über die Berge. Und Leonhard, heute vor allem als Schutzpatron für Vieh und Pferde bekannt, galt als Beschützer und Tröster an Passstraßen. Er blieb der Kreuther Ortspatron, auch als Graf Heinrich von Tirol, Herzog von Kärnten, im Jahre 1320 den Fahrweg durch das Achental und über den Stubenpass ins Kreuther Tal eröffnete. Gut 120 Jahre später wurde auf dieser Straße neben vielen anderen Gütern auch Silber transportiert. Im Auftrag der Fugger reiste das wertvolle Metall aus den Silbergruben im tirolerischen Schwaz nach Augsburg.

Als Grundherr bestimmte das Kloster über die Nutzung des Landes, aber auch das Leben der Menschen. Neben der Rodung neuer Flächen unterlag die Errichtung neuer oder die Teilung bestehender Hofstellen seiner Entscheidung. Die so wichtige sommerliche Almweide war ebenso geregelt wie die Waldnutzung und der Holzeinschlag. Weil das Kloster in langen Zeiträumen plante, war es im Umgang mit der ihm anvertrauten Natur nicht auf kurzfristigen Gewinn aus; es erstrebte vielmehr Dauerhaftigkeit des Ertrags. Die Bauern hatten Naturalabgaben sowie Hand- und Schardienste für die Abtei zu leisten. Umgekehrt übernahm das Kloster Fürsorgepflichten, etwa im Bereich der Sozialfürsorge und der Bildung. Mit der Säkularisation von 1803 wechselte für die Klosterbauern der Grundherr. Der Tegernseer Historiker Dr. Roland Götz schreibt: „Statt den Mönchen unterstanden sie nun dem Staat. Ihre bisherigen Abgaben blieben ihnen dadurch natürlich nicht erspart, sie mussten sie jetzt eben ans Finanzamt zahlen. Allerdings bot der Staat – im Bestreben, seinen desolaten Haushalt zu sanieren – die Möglichkeit, die aus dem Grundobereigentum herrührenden Lasten durch die Einmalzahlung eines Mehrfachen der bisherigen Jahresabgaben abzulösen. Die Bauernfamilien machten davon je nach ihren finanziellen Möglichkeiten früher oder später Gebrauch. Erst das Revolutionsjahr 1848 brachte die allgemeine Pflicht zur Ablösung der Grundlasten.

Mit dieser Ablösung wurden die Bauernfamilien erstmals unbeschränkte Eigentümer der von ihnen bewirtschafteten Anwesen. Die von der Königlichen Regierung von Oberbayern ausgestellte große Pergamenturkunde mit anhängendem Siegel, die die erfolgte Ablösungszahlung bestätigt, findet sich bis heute in den Familienunterlagen auf vielen Höfen des Landkreises. Sie markiert eine neue Epoche, die der freien Bauern.“

Bauern und Hochadel

Die Säkularisation nahm dem Tal aber auch sein historisches Zentrum. Über 1.000 Jahre lang hatte das Kloster das geistliche Leben, die Kultur und Wirtschaft geprägt. Ein Besuch des bayerischen Königs Max I. Joseph und seiner Gemahlin Karoline im Jahr 1815 sollte eine neue Epoche einleiten. Das Paar verliebte sich in das ehemalige Kloster am Seeufer, kaufte es „auf eigene Rechnung“ dem zwischenzeitlichen privaten Besitzer ab und machte es zur Sommerresidenz. Weitere zuvor klösterliche Besitzungen, darunter Wildbad Kreuth, der Enterbacher Marmorbruch und Almen kamen hinzu. Im Gefolge der königlichen Herrschaften reisten Adlige, Künstler und Sommerfrischler an. Der Fremdenverkehr war geboren.

Wirtschaftlich war Holz das wichtigste Gut. Es war Bau- und Heizmaterial; kein Haus, kein Stuhl, kein Wagen oder Wagenrad war ohne Holz denkbar. Die Arbeit im Bergwald war schwer und gefährlich, und gerade im Frühjahr und Sommer verbrachten die Männer oft mehr Zeit miteinander als bei ihren Familien drunten im Tal. Kein Wunder also, dass es die Holzknechte waren, die anno 1818 den ersten Kreuther Verein gründeten. Ihr „Vinzentius-Verein“ kann als frühe Form solidarischer Absicherung gelten, der half, wenn ein Mitglied durch einen Arbeitsunfall Gesundheit oder Leben verlor.

Als Salz die Flüsse begradigte

Etwa um 1810 gelangten die Kreuther Wälder in den Einzugsbereich der Saline Rosenheim. Die Salzgewinnung bildete für den bayerischen Staat eine wesentliche Einnahmequelle. Doch die dortigen Waldungen waren wegen des enormen Brennholzbedarfs der Salinenwerke so gut wie ausgebeutet. Neuer Brennstoff musste her – dieser sollte unter anderem aus den fernen Kreuther Bergen kommen. Und das, als einzige gangbare Möglichkeit, auf dem Wasserweg: Von den Bergflüssen in den Tegernsee und von dort über die Mangfall bis in den Inn. Die Weißach, aber auch die Rottach und weitere Bäche wurden zu diesem Zweck zu „Triftkanälen“ umgebaut, mit jenem weitgehend schnurgeraden Flussverlauf, der sie bis heute kennzeichnet. Der Aufbau dieses Triftbetriebes stellte eine der großen technischen Leistungen der damaligen Zeit dar. Zur Trift wurden im Kreuther Revier der Reitbach, der Schliffbach, der Albertsbach, der Schwarzenbach, die Hofbauernweißach (Siebenhütten) und die Waldweißach (Glashütte) genutzt. Die Großweißach (so genannt ab dem Zusammenfluss von Hofbauern- und Waldweißach; heute nur noch Weißach genannt) wurde fast auf der gesamten Strecke, das sind etwa zwölf Kilometer oder drei Wegstunden, mit steinernen Buhnen (Schutzwällen) und parallel laufenden Landdämmen korrigiert und kanalisiert. Die letzte Holztrift auf der Weißach fand 1912 statt. Durch seine Lage im bayerisch-tirolerischen Grenzgebiet fanden auch die Kriege der vergangenen Jahrhunderte ihren Weg in den stillen Kreuther Winkel, vom Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert über den Spanischen und Österreichischen Erbfolgekrieg und die Koalitionskriege im 18. bzw. beginnenden 19. Jahrhundert. Aus den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts kehrten 144 Männer aus der Gemeinde (Einwohnerzahl 1939: ca. 1.500) nicht mehr lebend nach Hause zurück. Und auch das Schicksal des Tals selbst stand in den letzten Kriegstagen im Mai 1945 noch einmal auf Messers Schneide. Der selbstlose Einsatz einer Handvoll Parlamentäre, bestehend aus Einheimischen und Evakuierten, verhinderte in letzter Minute ein geplantes Bombardement.

In Europa verbandelt, sportlich erfolgreich

Der Wunsch, Grenzen zu überwinden und eine lebendige Nachbarschaft zu pflegen, stand auch Pate bei der 1976 begründeten „Grenzlandpartnerschaft“ mit der österreichischen Nachbargemeinde Achenkirch. Seit 2005 pflegt Kreuth zudem eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Prunay-en-Yvelines (Region Île-de-France). Bereits seit den 1920-er Jahren tragen insbesondere Wintersportler den Namen ihrer Heimatgemeinde hinaus in die Welt, darunter Alpinskifahrer wie Alfred Hagn und Willi Lesch, Langläufer und Biathleten wie Georg Hagn und Heinrich Mehringer, Skispringer wie Alois Kratzer und immer wieder Rennrodler wie Heinz Gdanitz, Fritz Nachmann und Josef Strillinger. Die bekannteste unter den Kreuther Sportlern ist aktuell die Skirennläuferin Viktoria Rebensburg, die u.a. 2010 die olympische Goldmedaille im Riesenslalom errang. 1979 trugen sich die Kreuther Bergsteiger Sepp und Hans Gloggner mit der Erstbesteigung des Lupghar Sar (7.181m / Westgipfel) in Pakistan als „Tegernseer Expedition“ in die Bergsteigerhistorie ein.

Wildbad Kreuth , © Sabine Ziegler-Musiol

Wildbad Kreuth

Die Geschichte von "Bad Kreuth" reicht mehr als 500 Jahre zurück - vom Badhaus über eine Kuranstalt hin zur poltischen Bildungseinrichtung.

Bad und Kuranstalt im herrschaftlichen Stil

Zwei Kilometer südlich von Kreuth liegt Wildbad Kreuth. Den Anblick des klassizistischen Gebäudekomplexes kennen politisch Interessierte aus dem Fernsehen, wenn hier heroben alljährlich im Januar die CSU tagte und sich vor meist tief verschneiter Kulisse fürs Fernsehen interviewen ließ (zuletzt im Jahr 2016). Die Geschichte von „Bad Kreuth“ reicht freilich viel weiter zurück. Vor mehr als 500 Jahren, so besagt die Legende, verfolgte ein Jäger einen verwundeten Hirsch – und wurde staunend Zeuge, als das Tier in einer Quelle am Fuß des Hohlensteins seine Verletzung kühlte. Der Jäger erzählte es den Mönchen des Klosters, die von nun an selbst beim Bad in Kreuth Genesung suchten. Bereits 1511 bauten sie das erste richtige Badhaus, knapp 200 Jahre später kamen die kleine Badkapelle mit dem Splitter „vom heiligen Kreuz“ und ein weiterer Trakt hinzu. Im Jahr 1818 erwarb König Max I. Joseph das im Rahmen der Säkularisation in Privathände geratene Bad und errichtete im Jahr 1820 eine Kuranstalt im herrschaftlichen Stil, die sehr bald zum Treffpunkt der Hocharistokratie Europas wurde. So besuchten bereits 1838 Zar Nikolaus I. und Zarin Alexandra von Russland das Wildbad Kreuth. Zugleich stiftete der König auch Freiplätze für unbemittelte Kranke. Das eisen- und schwefelhaltige Quellwasser von Wildbad Kreuth versprach Heilung bei „Steinkrankheit, Gicht, Rheumatismus, Leberleiden und Bleichsucht“. 1822 nahm man Kräutersaftkuren, Soledampfbäder und vor allem Molkekuren nach Schweizer Vorbild ins Angebot auf. Wildbad Kreuth galt bald als bayerisches Pendant zum österreichischen Bad Ischl.

Der Sanatoriumsbetrieb währte, vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen, bis 1973. Von 1974 bis 2016 dienten die Gebäude, die nach wie vor im Besitz des Hauses Wittelsbach sind, der Hanns-Seidel-Stiftung als politische Bildungseinrichtung. Nach ihrem Vater Herzog Max in Bayern lenkt heute Herzogin Helene in Bayern, die zusammen mit ihren vier Schwestern in Wildbad Kreuth aufwuchs, die Geschicke der traditionsreichen Anlage. Gegenüber des langgestreckten Gebäudekomplexes liegt die kleine Heiligkreuzkapelle von Wildbad Kreuth mit dem angebauten Badehaus (heute: Gasthaus Altes Bad). Sie wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet; im Inneren sind eine große Kreuzigungsgruppe auf dem Altar (18. Jhdt.) sowie ein Holzrelief mit der Auferstehung (16. Jhdt.) beachtenswert.
Geht man von der Kapelle weiter in Richtung Siebenhütten, erreicht man über einen kleinen Abstecher das von seinen Kindern errichtete König Max-Denkmal. Es trägt die Inschrift: „Rein und segensreich wie diese Quelle war sein Leben.“

Volksmusik & Tracht

Beginnend mit dem leutseligen und wohltätigen König Max I. Joseph nahmen auch die Familienmitglieder des Hauses Wittelsbach nach ihm regen Anteil am Leben im Kreuther Tal. Da waren Prinz Carl (1795-1875), ein leidenschaftlicher Naturfreund und –schützer, der Augenarzt Herzog Carl Theodor (1839-1909) und Herzog Ludwig Wilhelm (1884-1968), der lieber in einem Landhaus bei Wildbad Kreuth leben wollte als im Tegernseer Schloss. Er förderte den Kiem Pauli (1882-1960), der von Wildbad Kreuth aus die Wiederbelebung des bayerischen Volkslieds begann, und gilt auch als Erneuerer der bodenständigen Tracht, für die er u.a. die Lodenweberei neu anregte. Heute gehören Lederhose, Dirndl und Trachtenjoppe nach wie vor zum Kreuther Ortsbild und sind keinesfalls nur Feiertagen oder Veranstaltungen vorbehalten. Neben den Musikanten hat der Kreuther Winkel immer wieder auch Künstlerpersönlichkeiten angezogen, darunter die Kunstmaler Thomas Baumgartner (1892-1962) und Josef Oberberger (1905-1994), die hier heimisch wurden.

Schloss Ringberg

Was von fern aussieht wie eine mittelalterliche Burganlage mit Aussicht ins Kreuther Tal und auf den Tegernsee, ist in Wahrheit ein Bau aus dem 20. Jahrhundert. Im Jahr 1912 begann Herzog Luitpold in Bayern mit den Arbeiten an dem Schloss, das nach seinem Willen ein neuer Stammsitz der Wittelsbacher werden sollte. Im Auftrag des Herzogs wirkte der Kunstmaler Friedrich Attenhuber (18771947), der die Gebäude und die Innenausstattung bis ins Detail plante. Die Anlage vereint mittelalterliche Wehrbauten mit Renaissance- und alpenländischen Elementen. Doch der Lebenstraum des Herzogs verwirklichte sich nicht: Als er 1973 kinderlos starb, war das Schloss nur äußerlich vollendet. Das Erbe fiel an die Max-Planck-Gesellschaft, die die Anlage seither – nach umfangreichen Aus- und Umbaumaßnahmen – für wissenschaftliche Zwecke nutzt. Das Schloss ist nur alle zwei Jahre im Rahmen eines Tags der offenen Tür öffentlich zugänglich.

Landschaftsschutzgebiet Weissachau

Rechts und links der Weißach erstreckt sich die Weißachau, auf den ersten Blick ein weitläufiger (53 km²) Naturpark, in dem es sich entspannt spazieren, radeln oder schlicht zur Ruhe kommen lässt. Doch die Weißachau ist mehr. Dank seiner Flora und Fauna gilt das Areal als eine der bedeutendsten Tallandschaften des Alpennordrands. Im Jahr 1953 wurden die Weißachauen deshalb als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Was Naturschützer ins Schwärmen bringt, ist vor allem das Nebeneinander unterschiedlicher Lebensräume, vom Fluss mit seinem klaren Wasser über Moore und Feuchtwiesen hin zu Magerrasen und einem bedeutenden Vorkommen von Schneeheide-Kiefernwald. Überall leben und wachsen Tier- bzw. Pflanzenarten, darunter Vögel, Insekten und Amphibien, die anderswo kaum noch zu finden sind.

Was viele Ausflügler nicht wissen: In der Weißachau bewegt man sich auf Privatgrund. Die Auenlandschaft gehört seit 1810 (!) Kreuther Bauern. Ihr Engagement ist nicht hoch genug zu schätzen. Schließlich verantworten sie nicht nur Wald- und Weideland, sondern erhalten auch ein Landschaftsschutzgebiet. Dafür arbeiten die Bauern eng mit den Naturschutzbehörden zusammen. Die wichtigsten Garanten dafür, dass aus der ungewöhnlichen Auenlandschaft nicht schon längst simpler Wald geworden ist, sind die Kühe. Sie sorgen dafür, dass die geschützten Pflanzen nicht überwuchert werden. Mit ihrem weichen Maul beißen sie ihr Grünfutter nicht bis zur Grasnarbe ab, sondern „rupfen“ mit der Zunge. Dadurch bleiben die eng am Boden liegenden Pflanzenteile erhalten und können wieder austreiben.

Vom Kreuther Ortszentrum aus bringt ein aufwendig angelegter „Wassererlebnisweg“ an der Weißach Besuchern das Landschaftsschutzgebiet und seine Geheimnisse näher. Besonders unterhaltsam ist das Angebot für kleine Entdecker dank „Kreuthi“, der den Weg als Maskottchen begleitet.

Noch ein Kleinod: Am südlichen Ende des Gemeindegebiets, unterhalb des Halserspitz-Gipfels an der Grenze zu Österreich, befindet sich die durch die Ramsar-Konvention geschützte Bayerische Wildalm.

Glashütte

Im Süden der Gemeinde liegt Glashütte mit seiner Kirche „Mariä Heimsuchung“ (erbaut 1698). In dem Ortsteil wurde – wie der Name sagt – Ende des 16. Jahrhunderts im Auftrag des Klosters Glasbrennerei betrieben, die aber mangels Rentabilität sehr bald wieder eingestellt wurde.

Kreuther Marmor

Im Kreuther Ortsteil Enterbach wurde im Jahr 1681 der so genannte „Tegernseer Marmor“ entdeckt und in der Folge (bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts) auch abgebaut. Der „Marmor“, tatsächlich polierfähiger Jurakalk in verschiedenen Farbtönen und mit weißen Maserungen, wurde wegen seiner ansprechenden Optik bis nach Potsdam und Baden-Baden geliefert. Er fand aber auch in der Tegernseer Schlosskirche, in der Walhalla bei Regensburg und in der Münchner Residenz Verwendung.

Leonhardifahrt

Die Leonhardifahrt ist der Höhepunkt im Kreuther Kultur- und Brauchtumskalender. Sie ist die älteste Leonhardifahrt Bayerns und findet jedes Jahr am 6. November statt. Das älteste Dokument, das die Umfahrt nachweist, stammt aus dem Jahr 1442.

Die historischen Truhenwagen, mit religiösen Motiven kunstvoll bemalt, werden schon Tage vorher festlich geschmückt. Die Fuhrleute und Reiter striegeln ihre Rösser, Mähne und Schweif der Haflinger, Oberländer und Kaltblüter werden geflochten und mit kleinen Blütensträußerln verziert. Und natürlich wollen die Menschen nicht nachstehen: Frauen und Dirndln im Schalk bzw. im Mieder nehmen in den Wagen Platz, dazu die Dorf-Honoratioren im Trachtenanzug und auch ein Wagen Schulkinder ist dabei. Dazwischen reihen sich die Musikkapellen ein. Der Pfarrer liest – je nach Witterung – vor oder in der Kirche zunächst eine Messe, anschließend segnet er die vorbeiziehenden Rösser und Reiter. Am Ende der Wallfahrt kommen Jung und Alt zum Leonharditanz zusammen.

Bodenständig, wertebewusst, nachhaltig

Die Kreuther sind die „Gebirgler“ im Tal, die ihre Distanz zum mitunter flirrenden Getriebe „draußen“ am See seit jeher selbstbewusst und ein bisserl augenzwinkernd pflegen. Man ruht in sich und hält die überlieferten Traditionen und Werte in Ehren. Dabei gehen eine bodenständige Landwirtschaft, Handwerker, die zu den Besten ihres Fachs gehören, Almen, Wirtshäuser und ein lebendiges Vereinsleben Hand in Hand mit der bewussten Entscheidung für einen nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen. Als eine der Unterzeichner-Gemeinden der Ökomodellregion „Miesbacher Oberland“ unterstützt man die vielfältigen Perspektiven für Landwirte, aber auch für Gastronomie und Tourismus, die sich aus dem hohen Anteil regionaler Biobetriebe ergeben.

Zwei vorbildliche Erzeuger sind die Herzogliche Fischzucht und die Naturkäserei TegernseerLand. Im lichten Bergwald unterhalb von Wildbad Kreuth wachsen in Teichen voll reinstem Quellwasser Forellen und Saiblinge heran, die - frisch oder geräuchert - weithin als Delikatesse geschätzt werden. Und in der genossenschaftlich geführten Naturkäserei verarbeiten Bauern aus der Region die hochwertige Heumilch ihrer Kühe zu Joghurt, Topfen und Käse. Heumilch heißt, die Kühe fressen nur Gras oder Heu und keine Silage. Die Heumilch-Spezialitäten werden national und international regelmäßig ausgezeichnet.

Dafür, dass Kreuth auch optisch Kreuth bleibt, hat sich die Gemeinde eine Ortsgestaltungssatzung gegeben. Sie regelt z.B. das Verhältnis von bebauten zu unbebauten Flächen, Abstandsflächen und Gebäudegrößen, aber auch die äußere Gestaltung. Ziel ist, dass der über Jahrhunderte gewachsene typische Baustil mit seinen charakteristischen Bauformen und Materialien gewahrt bleibt und sich Neubauten in die Landschaft und die umgebende Bebauung einfügen.