Alm01, © Der Tegernsee

Sommer auf der Alm

Nachhaltige Almwirtschaft

Nachhaltige Almwirtschaft im Bergsteigerdorf

Die Almen zählen zu den ältesten Kulturlandschaften in Bayern, entstanden durch jahrhundertelange Beweidung der Almwiesen. Die Almwirtschaft im Tegernseer Tal und den Kreuther Bergen blickt auf eine knapp 1.000-jährige Geschichte zurück. Sie ist eng mit dem Kloster Tegernsee verbunden. Noch heute sind es die etwa 15 Kreuther Almbauernfamilien, welche die Kulturlandschaft prägen, schützen, bewirtschaften und erhalten.

Kulturlandschaft Almwiesen

„Die Almwiesen, die es seit Jahrhunderten gibt, bleiben nur erhalten, wenn sie jemand pflegt und die Tiere darauf weiden.“

Um die einhundert Weidetage verbringen die „Rindviecher“ jeden Sommer auf den Almen und meist noch einmal genauso viele auf den Weiden rund um die Höfe der Kreuther Bauern. Auf den Kreuther Almen weiden überwiegend Kühe mit ihren Kälbern und das Jungvieh, aber auch Almochsen. Die prächtigen Almwiesen bieten ihnen schmackhaftes und gesundes Futter voller Bergkräuter. Die Sommerfrische auf der Alm bedeutet Freiheit, Sonne und frische Luft – aber auch Anstrengung und Risiko für die Almbauern und ihre Tiere. Im September kehren von Wetter und Höhe abgehärtete, glückliche und gesunde Kühe und stolze, zufriedene Menschen wieder ins Tal zurück.

Buttern und Käsen

Nur wo die Verhältnisse günstig sind, werden Milchkühe auf der Alm gehalten. Dort sorgen Sennerinnen und Senner für die Tiere – für viele von ihnen ist es die schönste Zeit im Jahr. Traditionell „eingeschlagen“ wird in den Vertrag zwischen Bauer und Senner wie seit hunderten von Jahren an Maria Lichtmess, zumeist noch von Hand, manchmal auch per Telefon. Zu den Aufgaben gehört neben dem Melken auch das Buttern mit dem Butterfass und die Käseherstellung. Aus etwa 100 Litern Milch entstehen zehn Liter Rahm, die zu 25 bis 30 Stücken Butter verarbeitet werden. Aus Magermilch, die beim Zentrifugieren abfällt, wird Topfen oder Stotzenkas, manchmal auch Feta oder Mozzarella – und natürlich der Almkäse, der im feuchten Keller unter der Almhütte ideale Reifebedingungen findet.

Festlicher Almabtrieb im Herbst

Die Vorfreude beginnt schon früh. Ab Maria Himmelfahrt, dem 15. August, darf der Schmuck für die Tiere gebunden werden, allerdings nur, wenn auf der Alm nichts passiert ist. „Wenn ein Tier oder ein Mensch aus der Familie stirbt, wird nicht geschmückt“, so verlange es die Tradition, meint Sennerin Liesi. „Das Schmuckbinden ist sehr zeitaufwändig, aber die Milch wird über den Sommer weniger, dann ist etwas Zeit auf der Alm, die prächtigen Papierblumen, Fotzenkränze und Figuren mit Almrausch, Moos, Latschen, Hagebutten, Vogelbeeren und sonstigen Naturmaterialien zu binden.“ Festlich geschmückt, glücklich, gesund und kräftig ziehen die Tiere mit ihren Almbauernfamilien und Helfern von den Almen wieder hinunter ins Tal.

Begegnungen von Mensch und Tier

Für Erholungssuchende, Spaziergänger und Wanderer gehören die Almtiere zum idyllischen Landschaftsbild. Doch Vorsicht: Die Tiere sind scheu, sie wollen weder gestreichelt noch gefüttert werden. Muttertiere beschützen instinktiv ihren Nachwuchs. Hunde gehören daher immer an die Leine und ihre Hinterlassenschaften mitgenommen. Fressen die Weidetiere Hundekot, können sie ernsthaft erkranken. Und wer möchte schon, dass so etwas in Milch oder Käse gelangt? Auch die Gatter müssen wieder verschlossen werden, nachdem die Weide von Wanderern oder Radfahrern passiert wurde. Jeder kann mithelfen, die Almen als Kulturlandschaft zu erhalten.

Alpiner Felshumusboden

Etwa zwischen 1.300 und 2.000 Höhenmetern liegt der Alpine Felshumusboden – der als Boden des Jahres 2018 besondere Aufmerksamkeit fand. Ab Mitte Wallberg bis hinauf zum Risserkogel, am Hirschberg und im Ross- und Buchsteingebiet, von der Königsalm bis zum Schildenstein – überall bester alpiner Felshumusboden. Der Bodenerlebnispfad entlang des Schwarzenbachs vermittelt als Erlebnispfad mit zwölf Stationen Wissenswertes über die heimischen Böden, ihre wichtige Rolle im Ökosystem der Alpen und über den Bergwald. An sechs begehbaren Bodenaufschlüssen lässt sich der Boden im wahrsten Sinne des Wortes "begreifen" – nach dem Motto „Nur was wir kennen, können wir schützen und bewahren.“