Gerlinde Belz-Küpper 03, © Ralf Oehlmann

GERLINDE BELZ-KÜPPER

Künstlerin / Malerin

Steckbrief:
Name: Gerlinde Belz-Küpper
Geburtstag:  21.1.1955
Geburtsort:   Recklinghausen
Wohnort: Kreuth
Worum geht’s? Informelle Malerei

Ihre Ausstellung heißt „Jenseits aller Farben“ – was gibt es jenseits aller Farben zu entdecken?

In dem Moment, wo ich male, und mit den Farben beschäftigt bin, sind sie das Vordergründige. Was mich jedoch bewegt beim Malen, kommt von innen heraus: das Innere kommt nach Außen. Und das ist es, was jenseits der Farben ist – das, was mich bewegt, was ich empfinde. Ich bin ein sensibler Mensch und nehme Vieles wahr mit einem recht fotografischen Gedächtnis, und da kommen beim Malen manchmal Bilder hoch und die fließen auf die Leinwand. Ich könnte nie etwas Reales „abmalen“.

Ihre Bilder sind farbstark und sehr farbenfroh, sind Sie demnach ein überwiegend optimistischer Mensch?

Nicht immer. Aber vielleicht gibt mir gerade die Farbe Kraft und Lebensfreude. Mit dem Malen kommt die Energie, dann kann ich abschalten von den schlechten Nachrichten in der Welt. Wenn ich im Atelier bin, tauche ich ab. Und wenn mir das Malen neue Energie gibt, strahlen die Bilder dann vielleicht auch diesen Optimismus aus.

Was machen die Farben mit den Betrachtern?

Ich bekomme oft gesagt, dass die Bilder schön hell sind und dass es viel zu entdecken gibt. So wie man das als Kind vielleicht gemacht hat, wenn man in Wolken Tiere oder Gesichter sieht, stellen manche Erwachsene plötzlich fest, dass man das in Bildern auch kann. Je nach Stimmung oder womit man sich gerade befasst, kann man in einem Bild auch jeden Tag etwas anderes sehen. Es freut mich, wenn Erwachsene lernen, wieder wie Kinder auf Bilder zu schauen. Die Malerei ist so ein Medium, die das transportieren kann.

Wo ordnen Sie sich in der Gegenwartskunst ein?

Für mich ist das informelle Malerei, mit unterschiedlichen Techniken, unterschiedlichen Materialien.

„Informelle Malerei“ ist … was genau?

Das bedeutet, dass es gegenstandslose Malerei ist. Konkret: Ich male keine Tulpe, aber wenn eine Betrachterin darin eine Tulpe sieht, ist das wunderbar.

Wie lange malen Sie schon?

Etwa zwanzig Jahre. Angefangen habe ich mit der Aquarellmalerei, aber auch da habe ich bereits große Formate gemalt, die eigentlich untypisch für Aquarelle sind. Ich habe von Anfang an bemerkt, dass ich die großen Gesten beim Malen brauche, ausholen muss, mich bewegen. Das gestische Malen liegt mir. Daher bin ich vom Aquarell zur abstrakten Acrylmalerei gekommen, manchmal auch in der Mischung mit Guachefarben. Oft zeichne ich auch hinein mit Ölkreiden oder Bleistift. In den letzten Jahren habe ich mit den Rakelbildern angefangen, das ist ein ganz anderer Prozess, dazu braucht es mehr Kraft.

Was ist für Sie die größte Herausforderung in der Malerei?

Etwas zu zerstören. Wenn ich merke, dass ich zu kleinteilig werde oder mich an einer Stelle festbeiße, um die ich herum male, weil ich sie besonders schön finde, muss ich wachsam sein. Wenn sie sich nicht ins Gesamtbild einordnet, muss ich sie übermalen, obwohl ich sie mag. Dann muss ich zerstören, ohne zu wissen, ob danach wieder etwas vergleichbar Gutes entsteht, nach dem Prinzip „kill your darlings“. Die Herausforderung ist: Mut zum Risiko.

Vor Ihnen liegt eine weiße Leinwand…

Das ist für mich der schönste Moment! Weil ich frei und unbefangen machen kann, was ich will. Vielleicht gehe ich mit Stiften rein oder fange die erste Schicht mit Farbresten an, mache große, schwungvolle Gesten. Viele Künstler sagen: Eine weiße Leinwand ist die größte Herausforderung. Für mich ist es die größte Freude, da fühle ich mich freudig aufgeregt wie ein Kind beim Spielen.

Was ist typisch Belz-Küpper?

Vielleicht, dass ich nie zufrieden bin. Typisch ist auch, dass ich mit unterschiedlichen Werkzeugen arbeite, von dünnen über ganz dicke Malerpinsel oder Heizkörperpinsel und Spachteln aus dem Baumarkt. Ich probiere immer wieder was Neues wie Spraypainting und im Augenblick auch Pouring- und Fluidpainting. Untypisch wäre für mich ein dunkles Ocker, die ganzen Brauntöne sind mir zu dunkel, schwer und erdig. Wenn ich mal Preußischblau oder Indigo benutze, dann eher transparent. Typisch sind für mich sicherlich die leuchtenden Farben.

Kennen Sie kreative Löcher? Wenn ja, wie motivieren Sie sich?

Dass der kreative Prozess immer ein Spiel ist, habe ich bei Alfred Dada gelernt, darum mache ich, wenn ich nicht weiterkomme, gern spielerische kleine Collagen, damit ich im kreativen Prozess bleibe. Und seit Corona, wo wir Kunstschaffenden auf digitales Ausstellen beschränkt waren, sind wir alle gut vernetzt. Wenn ich mal ein kreatives Loch habe, hole ich mir gern auch Inspirationen auf Instagramm oder YouTube. Ich bin jeden Tag im Atelier, meist arbeite ich an mehreren Bildern gleichzeitig.

Vervollständigen Sie den Satz: „Malen ist für mich… „

… die beste Beschäftigung.

Haben Sie einen Lieblingsplatz am Tegernsee?

Wenn ich mal keine Wanderung in die Berge machen möchte, ist die Weißach zu jeder Jahreszeit der schönste Ort. 

Lebensmotto: Mitschwingen.

Impressionen

Gerlinde Belz-Küpper 08, © Ralf Oehlmann
Gerlinde Belz-Küpper 08

© Ralf Oehlmann

Gerlinde Belz-Küpper 02, © Ralf Oehlmann
Gerlinde Belz-Küpper 02

© Ralf Oehlmann

Gerlinde Belz-Küpper 04, © Ralf Oehlmann
Gerlinde Belz-Küpper 04

© Ralf Oehlmann

Gerlinde Belz-Küpper 05, © Der Tegernsee (Ines Wagner)
Gerlinde Belz-Küpper 05

© Der Tegernsee (Ines Wagner)