Tegernsee Panorama, © Der Tegernsee, Peter Prestel

Geschichte

Die Geschichte des Tegernseer Tals begann laut Überlieferung 746, als zwei adelige Brüder, Adalbert und Otkar, das Kloster Tegernsee gründeten. Im Mittelalter war das Tegernseer Kloster ein wichtiges spirituelles und kulturelles Zentrum mit großer Strahlkraft in die anderen Teile unseres heutigen Europas. Später, nach der Säkularisation, kamen die Wittelsbacher ins Tal und mit ihnen zahlreiche Künstler und Literaten sowie die ersten Sommerfrischler. Das war zugleich die Geburtsstunde des Tourismus am Tegernsee, der heute zu einer der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands zählt.

Museum Tegernseer Tal Kultur & Geschichte

Namensgebung

Als Tegarinseo wurde der Name des Sees im Jahr 796 erstmalig erwähnt. Seine Deutung allerdings ist ungewiss. Infrage kommt ein keltischer Wortstamm mit der Bedeutung Herr oder Fürst, aber auch eine Herkunft vom Wort Lehmtiegel, wie sie bei umliegenden Orten wie Tegernbach oder Tegerndorf angenommen wird. Eine historische Quelle aus dem 19. Jahrhundert führt den Namen auf das Volk der Tiguriner zurück.

Klosterkirche Tegernsee, © Der Tegernsee, Christoph Schempershofe

Die Wittelsbacher am Tegernsee

Mit der Säkularisation des Benediktinerklosters am Tegernsee 1803 verlor das Tegernseer Tal sein Zentrum, nachdem es mehr als tausend Jahre das geistliche Leben, Kultur und Wirtschaft geprägt hatte. Nach der Verstaatlichung wurde die ehemalige Klosterkirche zur Pfarrkirche umgewidmet. Zunächst erwarb der Bayerische Staatsbeamte Karl Joseph Freiherr von Drechsel die Anlage und lies einen Teil davon abbrechen. Wer weiß, wie es mit Tegernsee weitergegangen wäre, hätte nicht das Bayerische Königspaar Max I. Joseph und Karoline Drechsel besucht und sich in das ehemalige Kloster und seine reizvolle Umgebung verliebt. 1817 wechselte die Anlage abermals den Besitzer und wurde zum Königlichen Sommerschloss. Weitere zuvor im Kloster befindliche Besitzungen wurden im Laufe der Jahre hinzugekauft, beispielsweise Gut Kaltenbrunn, Bauer in der Au und Wildbad Kreuth. Der Hof trat auch in kultureller und wirtschaftlicher Sicht die Nachfolge des Klosters an. Bald kamen zahlreiche Künstler, aber auch Sommerfrischler ins Tal. Der Tegernsee wurde zu einer der bekanntesten Regionen Bayerns.

Kloster Tegernsee

König Max I. Joseph (1756 - 1825)

Der bayerische König Max I. Joseph (1756-1825) entstammte einer Teillinie des Pfälzer Zweiges der Wittelsbacher und war bis zur Französischen Revolution im französischen Militärdienst tätig. Das Bündnis mit Napoleon nach dem verlorenen Krieg gegen Frankreich brachte  große Veränderungen mit sich, beispielsweise die Aufhebung aller Klöster in Bayern, schuf aber auch die politischen Voraussetzungen für die Annahme des Königstitels des damaligen Kurfürst Max IV Joseph im Jahr 1806. Er schuf aus ererbten und hinzu gewonnenen Territorien das neue Bayern, organisierte die Staatsverwaltung neu und gab seinem Königreich erstmals eine Verfassung. Dem Tegernseer Tal brachte er nach der Säkularisation großen wirtschaftlichen Aufschwung, indem er das Kloster erwarb und zum Schloss ausbauen ließ.

Herbst Tegernsee, © Der Tegernsee, Stefanie Pfeiler

Das Ende des 2. Weltkrieges am Tegernsee

Als das Tal den Atem anhielt

Am Montag, den 30. April 1945, nachmittags um halb vier, jagt sich Adolf Hitler in seinem Bunker unter der Berliner Reichskanzlei eine Pistolenkugel durch den Kopf. Die Nachricht von seinem Tod wird erst am 1. Mai im Rundfunk verbreitet. Am 2. Mai kapituliert das eingekesselte Berlin. Im Tegernseer Tal waren etwa 35.000 Menschen – Einheimische, Ausgebombte, Zufluchtsuchende, heimatlos Gewordene, Verwundete - in den Häusern, Lazaretten und Kinderlandverschickungsheimen zusammengepfercht. Sie wussten von der Kapitulation der Heeresgruppen im Süden und Westen. Im Tal war der Krieg indes noch nicht zu Ende, die Ereignisse sollten sich noch einmal dramatisch zuspitzen. Den ganzen Artikel lesen Sie im TEGERNSEER TAL – Zeitschrift für Kultur, Geschichte, Menschen und Landschaft, Heft Nr. 94 beim Tegernseer Tal Verlag.

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Wildbad Kreuth, © Der Tegernsee, Egbert Krupp

Wildbad Kreuth

Hans Reiffenstuel aus Egern, der herrschaftliche Badmeister im von Abt Heinrich V. von Tegernsee 1511 errichteten Badhaus, erfreute sich beim Volk großer Beliebtheit. Er stand den Kranken bei und belehrte sie über den Kurgebrauch, er empfing fremde Gäste und betreute und bewirtete sie während ihres Aufenthalts. Er war Badekommissär, Restaurateur, Doktor, Wundarzt und Apotheker, Kräutersammler und Ökonom, alles in einer Person.

Bis zur Säkularisation befand sich das Bad im Besitz des Klosters Tegernsee. 1803 wurde es vom Kreuther Landwirt Simon Zahler erworben. König Max I. Joseph von Bayern kaufte Simon Zahlers Nachkommen 1817 den ganzen Komplex für 16.000 Gulden ab und ließ 1818 den langgestreckten, zweiflügeligen Badbau sowie sämtliche Nebengebäude errichten, wodurch komfortable Eleganz, Ordnung und Reinlichkeit geschaffen wurden. Neben der herrlichen Gebirgslandschaft waren in erster Linie die Schwefelquellen für die Erbauung des neuen Bads ausschlaggebend. Schließlich haben die Mineralquellen heilkräftige Wirkung bei Krankheiten, wie Gicht, Rheumatismus und Leberleiden. Bereits 1822 führte man nach Schweizer Vorbild die Molkekur ein, die in der Molkehalle nach ärztlicher Vorschrift getrunken wurde. Dazu wurden Alpenkräutersäfte gereicht, die vielseitige Heilwirkungen erzielten. Mit 216 Betten in 115 Zimmern und über 70 Wannen konnte sich Wildbad Kreuth mit den großen europäischen Bädern messen. Mit König Max I. Joseph kam die große Ära der Wittelsbacher aus Tegernsee in den stillen Kreuther Winkel. Die Großen der Welt, darunter Kaiser Franz von Österreich und die russischen Zaren Nikolaus I. und Alexander I., zogen mit reichem Gefolge ein und verliehen dem Wildbad seinen internationalen Ruf. Zudem wurde von Max I. Joseph eine Stiftung im Wert von 50.000 Gulden geschaffen, die es „Minderbemittelten“ erlaubte, die Bäder und Kuren unentgeltlich zu nutzen. Als Dank für seine Wohltaten wurde 1828 nahe des sogenannten Alten Bades das Königsdenkmal errichtet, welches die Büste Max I. Josephs über einem Relief zeigt, an dem Kranke Heilung suchen.

Das Alte Bad gleicht einem Tegernseer Bauernhaus. Heute befindet sich dort ein Restaurant. In der angebauten Kapelle zum Heiligen Kreuz kann ein Kruzifix mit freischwebenden Engeln, die das Blut Christi auffangen, bewundert werden. Sehenswert sind auch die Figuren der Heiligen Jungfrau, des Heiligen Johannes und der Heiligen Magdalena sowie ein wertvolles niederländisches Holzrelief aus der Zeit Albrecht Dürers, das die Auferstehung Christi dar stellt. In der Kapelle ist eine reich verzierte, barocke Heilige Lanze zu sehen. Als der König am 12. Oktober 1825 in Schloss Nymphenburg starb, übernahmen seine Witwe Karoline die Förderung von Wildbad Kreuth.

Nach dem Tod der Witwe des Königs führte Prinz Karl von Bayern dieses mit gleicher Großzügigkeit wie sein Vater weiter, bis er am 15. August 1875 vom Pferd stürzte und starb. Auch unter seinem Neffen und Erben Herzog Carl Theodor, einem bekannten Augenarzt (Doctormedicinae) und gefragtem Staroperateur, blieb die erlesene Heil-, Rast- und Erholungsstätte für Reich und Arm bestehen. Am 30. November 1909 starb der Herzog in Wildbad Kreuth.

Nach dem Tod der Herzogin Marie José im Jahre 1943 übernahm ihr Sohn Herzog Ludwig Wilhelm die Nachfolge. In der Nacht vom 4. auf 5. Mai 1945 schossen die Amerikaner das herzogliche Sudhaus nach einem SS-Angriff in Brand. Herzog Ludwig Wilhelm konnte 1956/57 das Wildbad renovieren und zu einem erstrangigen Sanatorium umgestalten. Max Emanuel, Herzog in Bayern, schloss Sanatorium und Kurhaus 1973. Nach dem Ende des über 400-jährigen Wildbads flossen zunächst die geistigen Quellen. 1975 eröffnete die Hanns-Seidel-Stiftung das Bildungszentrum Wildbad Kreuth, um interessierten Bürgern politisch wissenschaftliche Bildung zu vermitteln. Berühmt wurden die jährlichen Klausurtagungen der CSU und die klassischen Konzerte des Internationalen Musikfests Kreuth am Tegernsee, das 1990 gegründet wurde. Seit 2016 ruht der Betrieb in Wildbad Kreuth, während neue Nutzungspläne entwickelt werden. Das Musikfest hat im Tegernseer Tal an unterschiedlichen Spielstätten eine neue Heimat gefunden und feiert 2019 sein 30-jähriges Bestehen.

Weitere Infos zu Kreuth
Zum Heiligen Kreuz, © Der Tegernsee, Sabine Ziegler-Musiol

Heilquellen

Im Tegernseer Tal gibt es neben der Jod-Schwefelbad Quellen vier weitere Heilquellen, die auch schon viel früher entdeckt wurden und die Kranken heilten. Die Heilkräfte der einzelnen Quellen boten damals zusammen ein einzigartiges Heilwunder. Bis auf die Quelle am Schwaighof existieren alle Quellen auch heute noch.

Weitere Infos zu den Heilquellen