Die erste Pipeline der Welt
In der Saline Reichenhall wurde das Holz für die Sudpfannen knapp. Gleichzeitig entdeckte man 1613 eine neue ergiebige Salzquelle, die hochgrädige Sole zu liefern versprach.
Es war Hofkammerpräsident Oswald Schuß, der Herzog Maximilian I. vorschlug „einen Teil des siedewürdigen Wassers nach Siegsdorf zu führen, weil dort Waldungen genug wären und Hanns Reiffenstuel, des Herzogs Baumeister, solch ein Wasser sich über das Gebirg hinauszuführen getraue.“ Später wurde Traunstein als Standort der neuen Saline bestimmt.
1617 erhielten Hofbaumeister Hanns Reiffenstuel und sein Sohn Simon den Auftrag zum Bau der gesamten Soleleitungsanlage einschließlich der Saline in Traunstein. Für die 32,5 Kilometer lange Leitung verlegten sie 8342 Rohre. Diese waren vier Meter lang und aus Tannenholz gefertigt. Der Innendurchmesser betrug 12 cm. Zum Gießen der Steigrohre an den Solehebemaschinen benötigte Reiffenstuel 588 Zentner Blei, das er von Tiroler Bergwerken kaufte. Die Soleleitung musste über eine Höhendifferenz von 346 Meter gepumpt werden. Das war eine technische Meisterleistung, einmalig in der damaligen Zeit, und sie gilt als die erste Pipeline der Welt. Den Bauherrn Herzog Maximilian I. hat das Projekt 91.506 Gulden und 18 Kreuzer gekostet. Nach der Kaufkraft von 2019 wären das etwa 100 Millionen Euro.
Am Gmunder Rathaus erinnert der Reiffenstuel-Brunnen des Gmunder Bildhauers Quirin Roth an die technische Meisterleistung von Vater und Sohn sowie die beiden Infotafeln.