Kreuth Morgenstimmung, © Der Tegernsee, Julian Rohn

3. Station - Ehemaliges Haus Blauberg

(früher "Haus Lauteren")

Das Haus Blauberg, ehemals Haus Lauteren, ist das Geburtshaus der 1943 in Tegernsee geborenen Kunstmalerin und Autorin Friederike Lauteren, Tochter des Malers Willy Preetorius. Hinter dem linken Erkerfenster hatte Preetorius sein Atelier. 


Literarisches Zeugnis: Friederike Lauteren (Tochter von Willy Preetorius)
Friederike Lauteren gewährt in ihrem Buch „haut aus glas. plätze und befindlichkeiten“ von 2002 einen interessanten Einblick in die privaten, aber auch wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Preetorius. Bereits im Ersten Weltkrieg muss das Ehepaar Preetorius das Haus am Ammersee verkaufen und im Münchner Haus in der Franz-Joseph-Straße einige Zimmer an „paying guests“, junge Mädchen aus gutem Hause, die das Kulturleben der Stadt genießen möchten, vermieten. Im Zweiten Weltkrieg setzt sich ihre wirtschaftliche Not fort und sie müssen in ein Landhaus von einer der „paying guests“ nach Kreuth ziehen, wo Friederike Lauteren geboren wird: 


„über München fielen die bomben. sie trafen auch das schöne, vierstöckige haus der künstlerfamilie, es brannte völlig aus und mit ihm das atelier. es blieben nur die bilder übrig, die verkauft oder in museen waren. Amalie [Mutter von Friederike Lauteren] zögerte keinen augenblick. sie nahm die beiden älteren leute mit dem wenigen, was sie retten konnten, in ihr kleines kreuther haus auf. Amalie empfing an einem regentag von dem von ihr verführten alten künstler, seine frau war gerade wieder mit rucksack und triebwagen in München, um aus dem zerbombten haus zu bergen, was sie tragen konnte, das heiß ersehnte kind. eine tochter. als vater gab sie einen guten freund an, der eingezogen worden war und niemals aus dem krieg zurückkehrte. kurz nach der geburt, als die freundin vom Ammersee, die tochter des ehepaars zu besuch kam, und sich über die wiege beugte, da ließ es sich nicht länger verheimlichen. das kind sah aus wie ihr vater. es kam zum bruch. das ehepaar wohnte weiterhin in ihrem haus, weil sie keinen anderen platz hatten.“
(Lauteren, „haut aus glas“, zit. n. Smikalla, S. 51)


Im Haus Lauteren kann Willy Preetorius seine Arbeit wieder aufnehmen und neben weiteren Ölbildern auch Porträts schaffen, u.a. von seinem ehemaligen Münchner Nachbarn und Freund, dem Schriftsteller Thomas Mann
„Daran kann ich mich genau erinnern, im Sommer 1949. Ich hatte sogar etwas Angst vor Thomas Mann und soviel Prominenz. Wir spielten im Garten, während Thomas Mann mit meinem Vater ins Atelier ging. Ob ein Porträt entstanden und wo es abgeblieben ist, weiß ich nicht. Doch gewundert habe ich mich schon: für Porträts waren sonst mehrere Sitzungen erforderlich...“

Über das Atelier ihres Vaters schreibt Friederike Lauteren: 
„unten im großen südzimmer war das atelier des vaters, auf den süden und das damit verbundene südlicht schimpfte er immer, man könne da nicht malen. da standen die staffeleien, leinwände, der arbeitstisch. alles farbüberkrustet, und man durfte nicht hinein. nach dem frühstück verschwand er dort pfeifend und die tür immer hinter sich zuwerfend, was die mutter so haßte, und tauchte erst wieder mittags auf nach dem traditionellen ruf: ‚Willy, essen ist fertig.‘“
(Lauteren, „haut aus glas“, zit. n. Smikalla, S. 84f.)