Gumpwerk, © Der Tegernsee

Das Gumpwerk von 1744

Im Louisenthal in Gmund gibt es auf dem Hochufer der Mangfall ein fast 300 Jahre altes Gumpwerk. Von einer Gumpe spricht man im Bayerischen, wenn in einer runden Vertiefung Wasser steht. Hier sind einige Hangquellen gefasst und werden in ein Brunnhaus geleitet. In diesem befindet sich ein oberschlächtiges Wasserrad mit vier Metern Durchmesser. Damit wurde das Quellwasser einige Meter hochgepumpt, bis es dann mit der Schwerkraft zum etwa 600 Meter entfernten Pfarrhof hinuntergeflossen ist. Auch die daneben liegende Ägidiuskirche wurde damit versorgt.

Der sogenannte „Röhrensteig“, der entlang dieser hölzernen Wasserleitung verlief, wurde um die Jahrhundertwende sogar noch als Fremdenverkehrsattraktion mit einer Postkarte beworben. Als dann ein Hangrutsch erfolgte, war die Wasserleitung unterbrochen und das Wasserrad kam zum Stillstand und verkalkte zusehends. Der damalige Pfarrhof beherbergt seit 1969 das heutige Rathaus von Gmund und ist längst an die örtliche Wasserversorgung angeschlossen.

INSTANDSETZUNG NACH ETWA 250 JAHREN

Im Jahr 1999 hat der Besitzer des Gumpwerkes dieses aufwendig renovieren und wieder instandsetzen lassen. Das riesige Wasserrad aus Metall wurde exakt nach dem alten Vorbild angefertigt. Auch die Pumpen wurden überholt und neue Ledermanschetten  spezialangefertigt. Das riesige Wasserrad dreht sich wieder Tagein-Tagaus, auch wenn die Pumpfunktion nicht mehr benötigt wird und die Antriebsstangen zu den Pumpen ausgehängt sind. Es handelt sich immerhin um das älteste – noch funktionierende – technische Bauwerk im Tegernseer Tal.

Das Gumpwerk steht auf Privatbesitz, eine Besichtigung ist deshalb nicht möglich. Dem Besitzer war viel daran gelegen, Näheres über das kleine Brunnhaus herauszufinden und er ließ umfangreiche Recherchen anstellen. Doch alle Nachforschungen in den jeweiligen Archiven förderten wenig zu Tage.

WER HAT DAS GUMPWERK ERBAUT?

Gemeindearchivar Gerhard Seidl ging der Frage nach: Könnten hier nicht eventuell die Brunnenbauer der bekannten Familie Reiffenstuel aus Gmund ihre Finger im Spiel gehabt haben? Hanns und Simon Reiffenstuel haben die sieben Brunnhäuser zwischen Reichenhall und Traunstein zwar bereits 1617 bis 1619 erbauen lassen, doch vielleicht gab es Nachfolger innerhalb der Familie, die sich weiter mit dem Brunnenbau beschäftigten? Tatsächlich gab es nach Hanns und Simon noch zwei Reiffenstuel-Brunnmeister. Jetzt galt es noch herauszufinden, ob dieses Gumpwerk den Reiffenstuelschen Konstruktionsprinzipien entspricht. Ein Experte wurde eingeschaltet und dieser hat folgendes festgestellt:

Sowohl das oberschlächtige Wasserrad, der Pumpenantrieb, die Pumpen selbst und die Kegelventile decken sich mit der Konstruktion von 1617. Damit konnte der Beweis erbracht werden, dass dieses Gumpwerk vier Merkmale der Reiffenstuelschen Konstruktion aufweist.

Gmund ist somit nicht nur der Geburtsort von Hanns und Simon Reiffenstuel. Es gibt sogar noch ein in Betrieb befindliches Brunnhaus, welches knapp 300 Jahre alt ist. Mit dem Reiffenstuel-Brunnen vor dem Rathaus sowie dem Reiffenstuelweg erinnert die Gemeinde an die zwei erfolgreichen und berühmten Männer aus Gmund.