Toni Wackersberger 02, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)

Toni Wackersberger

Tegernseer Heimatführer

Wer zu den Tegernseer Heimatführerinnen und Heimatführern gehört, trägt eine ganz besondere Heimatliebe im Herzen.

Wie Toni Wackersberger. Er kennt sein Tegernseer Tal und die umliegende Bergwelt nicht nur wie seine Westentasche, sondern auch dessen reiche Geschichte. In den Fußstapfen seiner Vorfahren fühlt er sich dem Erhalt des einzigartigen Brauchtums und der Traditionen seiner Heimat verpflichtet. Den riesigen gesammelten Wissens- und Erfahrungsschatz gibt er gern weiter – auf geführten Bergtouren, Geschichtsspaziergängen, Steinadlerwanderungen und auch bei musikalischen Lesungen.  

Steckbrief:
Name: Anton „Toni“ Wackersberger
Geburtstag: 26.09.1948
Geburtsort: Tegernsee
Wohnort: Rottach-Egern
Worum geht’s? Erlebnisse auf die bayerische Art – unterwegs mit dem Heimatführer
Superpower: hat den Adlerblick

Wie vervollständigst du den Satz: Heimat bedeutet für mich …?

… Geborgenheit! Heimat ist, wo man verwurzelt ist. Unsere Familie ist bereits vor dem Jahr 1000 erstmals urkundlich erwähnt worden und etwa ab 1700 lückenlos im Tegernseer Tal nachgewiesen. Die Heimat möchte ich nicht missen, da bin ich daheim und das ist mein Leben. Am meisten habe ich‘s gespürt, als ich mehr als 300 Kilometer entfernt beim Militär war. Da bin ich selten nach Hause gekommen, denn das war eine halbe Weltreise und teuer. Aber wenn der Zug endlich am Gmunder Berg ankam und ich den See gesehen habe, da sind mir die Freudentränen gekommen.

Du stammst aus einer alteingesessenen Familie. Was bedeutet das für dich?

Ursprünglich kommt die Familie von den Wackersberger Höfen in Gmund. Mein Großvater war Steinmetzmeister. Er hat in den Kirchenbüchern nachgeforscht und unseren lückenlosen Stammbaum erstellt. Er hat auch das Tegernseer Kriegerdenkmal gebaut und die meisten Tuffstein-Grabmäler auf den Friedhöfen im Tal. Das berühmte Haus „Zum Stroh“ mit der Lüftlmalerei in der Rosenstraße war einst ein 1/32stes Gütlein des Klosters und der Großvater hat es in seine heutige Form umgebaut. Mein Onkel war ebenfalls Steinmetz. Er hat die über 200 Jahre alte Krippe restauriert, die man ganzjährig in der Pfarrkirche St. Quirinus sehen kann. Ich bin Zimmermann geworden, wie mein Vater. Wir fühlen uns über viele Generationen der Heimat verpflichtet und tragen das Erbe fort.

Dein Großvater Josef Wackersberger hat auch Geschichten hinterlassen…

Über hundert Kurzgeschichten! Sie erzählen Nachdenkliches und Humorvolles von den Menschen und wie es früher zugegangen ist im Tegernseer Tal. Auf meinen Wanderungen lese ich immer wieder aus den Texten. Das schätzen die Gäste, auch weil ich so viele Anekdoten aus der Familiengeschichte einstreuen kann, beispielsweise bei der Wanderung zum Riederstein. Schon der Großvater war beim 1889 gegründeten Riedersteinverein dabei, die Vertäfelung und Mamorarbeiten in der Kapelle stammen von ihm. Mein Vater war fast 40 Jahre im Vorstand und ich habe die Treppenstufen des Kreuzwegs erneuert. Eigentlich ist überall im Tegernseer Tal etwas von der Familie Wackersberger (lacht).

Wie wurdest du Tegernseer Heimatführer?

Berggehen und die Heimat – beides lag mir immer am Herzen. Schon als meine Mutter vermietet hat, bin ich immer gern mit den Gästen an den Berg gegangen und habe ihnen bei der Wanderung Heimatgeschichten erzählt. Zu den Heimatführerwanderungen bin ich dann wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Als der damalige Wanderführer krankheitsbedingt länger ausfiel, ist die Gemeinde an mich herangetreten, ob ich mal ein Vierteljahr aushelfen könnte. Daraus sind dann 18 Jahre geworden.

Wer kann Heimatführer oder Heimatführerin werden? Und wie?

Man muss das Herz haben für die Geschichte, aber nicht unbedingt hier geboren sein. Einige unserer Heimatführerinnen und Heimatführer stammen nicht von hier, haben sich aber mit Herzblut hineingearbeitet. Der Ausbildungskurs wird von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH in Kooperation mit der vhs Tegernsee organisiert. Er dauert etwa ein Jahr und endet mit einer eigens entwickelten Tour und einer Abschlussprüfung.

Welches ist dein Schwerpunkt – welche Touren bietest du an?

Für mich steht immer die Geschichte im Mittelpunkt: die Klostergeschichte und Wittelsbacher Geschichte – die Geschichte des Tegernseer Tals generell. Die kombiniere ich mit den Wanderungen, Familienanekdoten und Heimatgeschichten. Bei den Wanderungen geht’s auf so ziemlich alle hiesigen Gipfel hinauf…

Was erleben die Gäste beispielsweise auf der Steinadlerwanderung?

Unsere wunderschöne Natur, die schöne frische Luft und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir den König der Lüfte. In diesem Jahr hatten wir bei etwa zehn von zwölf Touren Glück. Aber es geht nicht nur um die Sichtung, sondern ich gebe Information über die Adler und ihr Habitat weiter. Dann kann man später bei jeder Wanderung, die man selbst unternimmt, Ausschau halten. Steinadlerwanderungen gibt es in Rottach-Egern, Bad Wiessee und in den Kreuther Bergen.

Welche Kleidung und Ausrüstung empfiehlst du?

Bei der Steinadlerwanderung reichen gute Turnschuhe. Wenn es eine größere Bergtour oder Gipfeltour ist, sind knöchelhohe Wanderschuhe wichtig und nach Bedarf Wanderstöcke. Auf jeden Fall sollte man immer witterungsbedingt gekleidet sein und genügend zu trinken und etwas zu essen dabeihaben, auch wenn eine Einkehr vorgesehen ist.

Welche Führungen bietest du im Bergsteigerdorf Kreuth an?

Es gibt eine leichte Wanderung von der Tourist-Information in der Ortsmitte durch die Weißachauen nach Wildbad Kreuth und über Siebenhütten zur Kleinen Wolfschlucht – mit Wissenswertem von der Klostergeschichte über die Wittelsbacher bis in die Gegenwart. Beliebt ist auch die Wanderung zur Königsalm und die Steinadlerwanderung zur Hochalm. Außerdem führe ich Gipfeltouren, beispielsweise zum Roßstein oder zum Risserkogel. Bei den Bergtouren gibt`s auch praktische Wandertipps.

Welche Tipps zum Wandern gibst du weiter?

Beispielsweise wissen die wenigsten Leute, dass man vorm Abstieg die Schuhe noch mal gut nachschnürt. Warum? Die Füße werden während der Wanderung dicker. Dann weiten sich die Schuhe, und die Leute wundern sich, warum sie nach einem langen Abstieg blaue Zehnägel haben. Das kann schmerzhaft sein.

Was ist das Besondere an der Reihe „Natürlich. Kreuth!“?

Das ist eine Aktionswoche zu Nachhaltigkeitsthemen in den Pfingstferien für die ganze Familie im Bergsteigerdorf. Da gibt es viel zu entdecken, beispielsweise auf den Touren mit den Naturschutz-Rangern, der Bergwacht, dem DAV, der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge, den Almbauern und dem Fischereiverein. Außerdem gibt es Führungen in der Naturkäserei und der Herzoglichen Fischzucht. Ich biete beispielsweise eine Steinadlerwanderung auf die idyllische Hochalm an. Und auf einer Almwanderung gehen wir auf Spuren der Wittelsbacher zur Königsalm, wo ein Senner Wissenswertes von der Almwirtschaft erzählt: „von Kühen und Königen“ sozusagen.  

Was muss man deiner Meinung nach in Kreuth unbedingt ansehen?

Unbedingt die Kirche und den Friedhof! Kreuth hat die älteste Leonhardifahrt Bayerns. Sie geht bis ins 14. Jahrhundert zurück und ist seit 2024 „Immaterielles Kulturerbe“. Außerdem ist Wildbad Kreuth ein ganz besonderer, geschichtsträchtiger Ort. Auch die Kreuther Wasserfallrunde ist ein schöner Spaziergang, da kann man sich unterwegs auf einer Bank ausruhen und auf Kreuth herunterschauen.

Was möchtest du den Gästen deiner Führungen mitgeben?

Den Eindruck und die Schönheit unserer Heimat und dass der Tegernsee nicht nur „Lago di Bonzo“ ist. Wenn ich sage, ich komme vom Tegernsee, höre ich oft: „Mei, da ist es so teuer“. Aber das stimmt nicht. Es gibt hier normale Menschen und man kann die wunderbare Natur kostenlos erleben. Schon der erste bayerische König hat in Wildbad Kreuth mit 15.000 Gulden eine Stiftung gegründet, damit dort nicht nur die europäischen Monarchen kuren können, sondern auch die einfachen Leute. Zum Dank und zur Erinnerung hat seine Witwe, die Königin Karoline, das Quellendenkmal unweit von Wildbad Kreuth errichten lassen. Und so ist es auch noch heute: Es gibt für jeden Geldbeutel etwas zu erleben, von der Bauernwirtschaft bis zur Sterneküche.

Manchmal kommt es auch zu kuriosen Begegnungen. Was ist dir da im Kopf hängen geblieben?

Auf dem Weg zum Risserkogel sagte mal eine Frau, sie wollte schon auf den Berg gehen, aber nicht über Steine! Dann habe ich gelacht und gesagt: Wenn man bei uns in die Berge geht, dann muss man auch über Steine gehen. Wir haben sie dann an einer schönen Stelle an einem Jagerhäusl zum Ausruhen zurückgelassen und auf dem Rückweg wieder abgeholt. Inzwischen hatte sie Blumen fotografiert und war ganz erfreut, uns ein Edelweiß zu zeigen. Das hat mich schon gewundert, aber auf dem Foto war es dann eine Silberdistel.

Die Ideen gehen dir nicht aus. Was planst du als nächstes?

Ich habe die Idee von einer Wanderung mit anschließender Lesung mit Geschichten von unseren heimischen Schriftstellern und Poeten. Im Rottacher Kurpark stehen neben Ludwig Thomas Bronzefigur der Heimatschriftsteller Ludwig Ganghofer und der Startenor Leo Slezak, der auch humorvolle Anekdoten geschrieben und Bücher veröffentlich hat. Und in Kreuth am „Künstlerstoa“ im Kurpark finden sich weitere acht Künstler und Schriftsteller… Da gibt es noch viel zu Entdecken.

Fast schon legendär sind deine Adventslesungen…

Traditionell lese ich im Berggasthaus Galaun am Riederstein in der Vorweihnachtszeit heiter-besinnliche Adventsgeschichten. Und am vierten Advent gibt’s immer die „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma, musikalisch begleitet, denn sie wurde vertont. In der Wirtsstube brennt dann gemütlich das Holz im Kachelofen und nach der Lesung gehen wir alle zusammen wieder hinab ins Tal. Ich sage immer: Was gibt es Schöneres für den Leser, als wenn man in der Tuften unweit von Ludwig Thomas Haus startet und hinauf geht in sein ehemaliges Jagdgebiet? Dort oben ist ihm beim Abstieg vom Baumgarten der Anfang der „Heiligen Nacht“ eingefallen: „Im Wald is so staad, alle Weg‘ san vawaht…“  Da ist man dem Schriftsteller und seinen Geschichten ganz nah.

Die Wackersberger Familie macht auch musikalisch von sich reden… Inwiefern?

Angefangen haben wir zu dritt – die Geschwister Wackersberger. Heute spielen auch die Nichten und Neffen mit. Ich habe Zither gespielt. Seitdem ich mit den Lesungen angefangen habe, spiele ich allerdings kein Instrument mehr. Die Familie ist aber oft als musikalische Begleitung dabei. Die „Wackersberger Familienmusi“ feiert bereits ihr 60-jähriges Jubiläum.

Wie engagierst du dich sonst noch für Tradition und Brauchtum?

Ich bin Mitglied im Altertumsgauverein, der das Museum Tegernseer Tal betreibt, und wie mein Vater und Großvater beim Riedersteinverein. Beim Trachtenverein D’Wallberger war ich jahrelang Zeugwart und auch bei der Feuerwehr war ich viele Jahre aktiv. Ich bin zwar kein „Vereinsmeier“ (lacht), aber so ist das hier bei uns auf dem Land. Man engagiert sich überall, das ist Gemeinschaft. Ich war auch 18 Jahre im Gemeinderat in Rottach-Egern.

Verrätst du deinen Lieblingsplatz im Tegernseer Tal?

Am Großen Paraplui in Tegernsee. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf den See. Ein geschichtsträchtiger Ort ist es außerdem. Dort erinnert ein Gedenkstein an das "Dreikönigstreffen" vom 8. Oktober 1822. Damals präsentierte der König Max I. Joseph von Bayern seinem hohen Besuch aus Österreich, Kaiser Franz I., und Zar Alexander I. von Russland den traumhaften Blick über die Landschaft rund um seine Sommerresidenz.

Was empfiehlst du Besuchern des Tegernseer Tals?

Das Tegernseer Tal Museum mit seinem Geschichtsschatz, das Olaf Gulbransson Museum und das Heimatmuseum im Jagerhaus Gmund. Und natürlich eine Tour mit den Tegernseer Heimatführern! Schön ist auch eine Radtour um den See, besonders oberhalb des Golfplatzes in Bad Wiessee und über Holz nach Kaltenbrunn entlang alter Höfe. Wer sportlicher unterwegs sein möchte, fährt mit dem Rad zur Valepp oder zur Erzherzog-Johann-Klause. Empfehlenswert sind auch die Blasmusikkonzerte, die Serenade am See, das Wunschkonzert und das Neujahrskonzert im Seeforum. Der Förderverein für Kirchenmusik Egern bietet außerdem abwechslungsreiche Konzerte in der Kirche – von Orgelmusik über Trompete bis Volksmusik.

Motto:

Ich habe immer gesagt: Ich möchte 80 Jahre alt werden, wenn ich gesund bin. Jetzt habe ich nur noch ein paar Jährchen hin. Aber die Gene von Vaters Seiten sind gar nicht so schlecht. Daher ist mein Motto: Nichts mehr rausschieben, alles machen, was mir einfällt, auch ganz spontan.

Weitere Infos:

Regelmäßige öffentliche Gästeführungen der Tegernseer Heimatführer buchen Sie bequem über die TEGERNSEE APP

Alle Tegernseer Heimatführerinnen und Heimatführer stellen sich hier mit ihren Tourenangeboten vor. Alle Touren sind auch individuell buchbar – einzeln, in der Familie, in Gruppen.

Impressionen

Toni Wackersberger 04, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)
Toni Wackersberger 04

© Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)

Toni Wackersberger 03, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)
Toni Wackersberger 03

© Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)

Toni Wackersberger 05, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)
Toni Wackersberger 05

© Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)

Toni Wackersberger 06, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)
Toni Wackersberger 06

© Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)

Toni Wackersberger 07, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)
Toni Wackersberger 07

© Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)

Toni Wackersberger 08, © Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)
Toni Wackersberger 08

© Der Tegernsee (Thomas Plettenberg)