Birgit Halmbacher 03, © Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)

Birgit Halmbacher

Kulturmanagerin Stadt Tegernsee

Wie arbeitet eigentlich eine Kulturmanagerin? Birgit Halmbacher macht einen Spagat zwischen ihrer Arbeit im Rathaus der Stadt Tegernsee und dem Ehrenamt im Museum Tegernseer Tal. Manchmal fließt auch beides ineinander über. Denn in Tegernsee wirken mehr als über ein Jahrtausend Kultur. Angefangen mit dem mittelalterlichen Benediktinerkloster, der Säkularisation und den Wittelsbachern, mit denen zahlreiche Künstler an den Tegernsee kamen. Und schließlich heute, wo zahlreiche Kulturveranstaltungen unter einen Hut zu bringen sind – sogar ein internationales Festival. Wir haben mal nachgefragt.

Steckbrief

Name: Birgit Halmbacher
Geburtstag: 21.09.1968
Geburtsort: Bad Ischl
Wohnort: Gmund
Worum geht’s? Museum und Festival

Du stammst aus dem schönen Salzkammergut. Wie gefällts dir am Tegernsee?

Sehr gut. Ich lebe sehr gern hier – seit 2003. Es ist nicht umsonst eine der schönsten Regionen Deutschlands. Alles nah beieinander. See, Berge und man ist gleich in München, quasi gleichzeitig am Land und in der Stadt.

Kultur ist deine Leidenschaft?

Ich bin mit Kultur und Geschichte aufgewachsen, habe Kulturanthropologie studiert. Kultur ist das, was mich hier eine neue Heimat hat finden lassen. Zugleich ist sie für mich nicht nur auf die schönen Künste beschränkt, sondern ein weiter Begriff. Insofern ist für mich Kultur ein Lebensort.

Du arbeitest als Kulturmanagerin der Stadt und ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzende des Trägervereins für das Museum Tegernseer Tal…

Beides verschmilzt mit der Organisation der „Tegerseer Woche“ sehr stark. Zum einen zeigen wir den Gästen das kulturhistorische Fundament der Region. Zum anderen machen wir auch den Einheimischen immer wieder bewusst, wie wichtig und geschichtsträchtig dieser Ort ist und welche Verpflichtung daran geknüpft ist. Man darf sich nicht nur auf das Vergangene berufen und es wertschätzen, sondern muss es weiterentwickeln. Kultur lebt von der Veränderung.

Was wird in Tegernsee kulturell geboten?

Es gibt vieles, das übers Jahr auf ganz natürliche Weise gelebt wird: das rege Vereinsleben, an dem sich Jung und Alt beteiligen, die Museen, die zahlreichen Veranstaltungen. Zur Kultur zählt für mich alles, was die Region ausmacht, angefangen bei den traditionellen Bräuchen wie Ostern, Kirchweih, Leonhardi. Dazu kommen das Internationale Bergfilmfestival, die Tegernseer Woche, hochkarätige Konzerte und die Tegernseer Kunstausstellung, aber auch beispielsweise die spannenden Projektwochen im Gymnasium.

Und was liegt im Augenblick auf deinem Schreibtisch?

… das Bergfilmfestival mit seinen neun Monaten Vorlauf, das Stadtarchiv, die Planungen für das nächste Museumsjahr. Bergfilmfestival und Tegernseer Woche sind im Rathaus verortet. Im Museum arbeiten wir alle ehrenamtlich. Dort steht die Vorstandssitzung an und die Frage: Wie können wir das Vereins- und Kulturleben mit dem Abklingen der Pandemie wieder zum Leben erwecken?

Wie bringst du das alles unter einen Hut? Gibt es in diesem Sinne keinen Feierabend?

Kultur ist eine Lebenseinstellung. Die legst du nicht einfach nach acht Stunden Arbeitszeit im Büro ab. Die Grenzen sind fließend und das kann auch sehr bereichern. Alles ist miteinander verzahnt, dazu braucht man viele Kontakte und ein gutes Netzwerk.

Wofür steht die „Tegernseer Woche“?

Sie findet jedes Jahr eine Woche lang Ende September statt. Auftakt ist die Tegernseer Kunstausstellung, die es seit 1948 gibt. Dann folgt ein Programm aus unterschiedlichen Veranstaltungen: von Vorträgen über Führungen bis hin zu Konzerten. Räumlich auf die Stadt Tegernsee begrenzt, ist jedoch die ganze Region mit ihrem kulturellen und geschichtlichen Fundus der Kern. Wir wollen anschaulich machen, welche Verbindungen aus dem Tal nach Außen gehen, auf Basis eines breiten, überregionalen und internationalen Netzwerkes.

Warum sollte man das Museum Tegernseer Tal unbedingt besuchen?

Weil man ein neues Verständnis und einen ganz anderen Einblick in die Region bekommt. In das benediktinische Vermächtnis des ehemaligen Klosters, das weitergetragen wird und uns noch in der Gegenwart beeinflusst. Es ist kein Heimatmuseum im üblichen Sinne, sondern voller hochwertiger Exponate – angefangen in der Romanik. Das Haus ist zwar klein, schlägt aber einen Bogen über mehr als tausend Jahre einer der geschichtsträchtigsten Regionen Altbayerns. Dazu gibt es jährliche Sonderausstellungen.

Eine großartige Ausstellung … 150 Jahre Brandner Kaspar!

Leider mussten wir 2021 wegen Corona komplett auf das Rahmenprogramm verzichten. Deshalb ziehen wir zum ersten Mal ein Ausstellungsthema weiter und holen heuer nach, was wir nicht umsetzen konnten: einen großen Kobell-Abend beispielsweise und unterschiedliche Führungen im Museum sowie auf den Spuren des Brander Kaspars hier im Tal. Auch den Kirschgeist wollen wir noch einmal würdigen.  

Der Berg in allen Facetten steht jedes Jahr im Oktober auf dem Programm …

Begründet wurde das Internationale Bergfilmfestival Tegernsee 2003 von einem der ersten und großen Natur- und Dokumentarfilmer, Dr. Otto Guggenbichler, der am Tegernsee lebte. Seitdem lockt es jedes Jahr etwa 6.000 Besucher an. Auch die etwa 120 ehrenamtlichen Helfer tragen den Gedanken weiter und zu der besonderen Atmosphäre bei. Tagsüber wandern die Besucher zu den umliegenden Gipfeln, abends sehen sie die erstklassige Filme und ein Rahmenprogramm gibt es auch. Nicht nur sportliche Leistungen stehen im Vordergrund, sondern der naturgegebene und der menschliche Aspekt der Berge ebenso. Vom Zeichentrickfilm bis zum Doku-Drama, von Kurzfilmen bis Spielfilmlänge haben wir Einreichungen aus 40 Ländern. Es ist nicht nur ein Festival, auf dem Filme gezeigt werden. Das Thema Berg wird gelebt.

Wo sind die Berge schöner – hier oder im Salzkammergut?

Die Berge sind überall schön auf der Welt. Jeder Berg hat sein spezielles Flair. Und am schönsten ist es, wenn man oben drüber schaut. Hier gehe ich gern Richtung Schildenstein und Blauberge.

Wenn dich Gäste besuchen, was empfiehlst du ihnen?

Unbedingt ins Museum zu gehen. Dann begreift man die Landschaft und ihre Kultur besser.

Hier finden Sie alle Infos zum für das Internationale Bergfilmfestival Tegernsee. 

Dem Brandner Kaspar und der reichen Schätze einer der traditionsreichsten Regionen Altbayerns finden Sie in 17 Räumen mit rund 850 Objekten im Museum Tegernseer Tal.

 

Impressionen

Birgit Halmbacher 01, © Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)
Birgit Halmbacher 01

© Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)

Birgit Halmbacher 02, © Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)
Birgit Halmbacher 02

© Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)

Birgit Halmbacher 03, © Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)
Birgit Halmbacher 03

© Der Tegernsee (Sabine Ziegler-Musiol)