Michael Pause, © Thomas Plettenberg

Michael Pause

Direktor Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee

Name: Michael Pause
Geburtsort: München
Wohnort: Weyarn
Worum geht’s?: Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee

Michael Pause ist durch und durch Bergmensch. Mit fünf Geschwistern aufgewachsen als Sohn des Schriftstellers und Bergsteigers Walter Pause trägt er gewissermaßen die Berge im Herzen. Kein Wunder, dass er schließlich seinen Beruf mit den Bergen verbinden konnte. Er überarbeitete die Bücher seines Vaters (darunter der Erfolgstitel „Münchner Hausberge“), arbeitete 25 Jahre für die Zeitschrift BERGE und insgesamt 40 Jahre als Filmautor und Moderator für die Bergsteiger-TV-Sendung Bergauf-Bergab beim Bayerischen Fernsehen. Von Beginn an hat er auch das 2003 gegründete Internationale Bergfilm-Festival Tegernsee mit entwickelt. Nach einem sorgenvollen Blick zurück auf die Pandemie blickt er nun optimistisch nach vorn: Das 19. Bergfilm-Festival findet vom 19. bis 23. Oktober 2022 statt. Wir haben mal nachgefragt, wie es ihm so geht.

Herr Pause, Herbst bedeutet für Sie …?

Viel Arbeit, weil neun Monate Vorbereitung in fünf Tage Festival münden. Aber auch viel Vergnügen, weil dann viele Leute, die Berge und Filme mögen, an den Tegernsee kommen. Für die Münchner bedeutet Herbst im Tegernseer Tal – Wandern auf die ganzen Gipfel. Das ist das Besondere an unserem Bergfilm-Festival, dass da eine „Community“ zusammenkommt – von überall her. München ist eine der größten Bergsteigerstädte und vielleicht sogar die leidenschaftlichste der Welt, und natürlich könnte das Festival auch dort stattfinden. Aber es müsste sich dort gegen viele andere kulturelle Ereignisse behaupten. Hier hingegen ist es ein großes Highlight im Kulturleben der Region.

Wie ist das BFF entstanden?

Der Tegernseeer Dr. Otto Guggenbichler, ein Pionier des Landschaftsfilms, war in den 1950er Jahren Italienkorrespondent für den Bayerischen Rundfunk. Dort hat er miterlebt, wie 1952 in Trient das allererste Bergfilm-Festival gegründet wurde –nach dem Krieg mit dem Anspruch, Grenzen und Feindschaften zu überwinden. Bergsteiger kennen nämlich keine Grenzen. Und weil das Genre Bergfilm zwar in Deutschland entstanden ist und im Lauf der Jahre weitere Bergfilm-Festivals ins Leben gerufen wurden, nur eben in Deutschland nicht, hat Otto Guggenbichler die Idee schließlich hier umgesetzt. Mit der Stadt Tegernsee als Veranstalter sowie dem Bayerischen Rundfunk und dem Deutschen Alpenverein als ideellen Trägern, der Sektion Tegernsee und dem Videoclub als Partnern vor Ort.

Wie hat Corona das Bergfilmfestival verändert?

Corona war für uns genauso wie für das Kulturleben insgesamt verheerend, weil keine verlässlichen Planungen möglich waren. Normalerweise fangen wir im Januar mit den ersten Vorbereitungen an und im März 2020 war klar, dass wir kein reguläres Bergfilm-Festival veranstalten können. Schließlich haben wir wenigstens „Lebenszeichen“ gesendet, und zwar keine neuen Filme gezeigt, sondern stattdessen Film-Highlights der vergangenen Jahre. 2021 hatten wir mehr Hoffnung geschöpft, konnten schließlich aber doch nur minimal bestuhlen. Wenn aber nur wenige Besucher dabei sind, kann sich keine Atmosphäre entwickeln. Immerhin wurde die Preisverleihung 2021 zum ersten Mal in die ganze Welt gestreamt.

Was erwartet die Zuschauer beim diesjährigen 19. Bergfilmfestival?

Ich hoffe, dass wir wieder volle Säle haben. Und dass der Spirit abermals durch Tegernsee weht, der Geist der Bergsteigercommunity. Das tut allen Beteiligten gut, dem Organisationsteam, den vielen Helferinnen und Helfern, den Filmemacherinnen, den Gästen und Besuchern. Und auch Tegernsee. Bei den Filmen wird vereinzelt das Coronathema eine Rolle spielen, die ökologischen Fragen unserer Zeit kommen zur Sprache, natürlich auch im Zusammenhang mit den vielfältigen bergsportlichen Aktivitäten. Interessant ist auch die Frage, wie Filmemacherinnen mit dem Genre „Dokudrama“ umgehen, das sich im Bergfilm stärker ausgebreitet hat. Und spannend ist es zu sehen, was sich die jungen FilmemacherInnen alles einfallen lassen, die schnell neue Themen aufgreifen und umsetzen.

Wie entscheidet die Jury über die Preisträger?

Es geht keinesfalls um die Bewertung von bergsportlichen Spitzenleistungen, sondern grundsätzlich um filmische Kriterien: Was ist die Botschaft? Wird eine spannende, logisch nachvollziehbare Geschichte erzählt, stimmt die Location, die Kameraführung, sind das gute Typen auf der Leinwand, die authentisch rüberkommen? Spannend ist übrigens immer auch die Zusammensetzung der Jury.

Wie setzt sich die Jury zusammen?

Wir möchten Leute aus fünf unterschiedlichen Ländern, die eine Nähe zum Bergfilm haben: beispielsweise einen Bergjournalisten, eine Filmemacherin, einen Dokumentarfilmer, vielleicht eine Berghistorikerin. Die Gruppendynamik spielt bei dieser Arbeit eine wichtige Rolle. Ein klarer Blick, Sachverstand und Einfühlungsvermögen sind wichtiger als Alphatier-Merkmale. Manchmal müssen Jurorinnen und Juroren bei den Diskussionen und Entscheidungen hart ringen, aber es geht immer kompetent und fair zu.

Welche Preise werden verliehen?

Neben den Preisen in den drei Wettbewerbskategorien werden der Große Preis der Stadt Tegernsee, der Publikumspreis des Bayerischen Rundfunks, der Preis für junge Autorinnen und Regisseure sowie der „Kleine Preis“ für Kinderfilme vergeben. Zwei weitere Preise stiftet der Rotary Club.

Was gehört zum Rahmenprogramm?

Das Rahmenprogramm sind beim Tegernseer Festival natürlich die Berge rund um den See mit ihren vielen Tourenmöglichkeiten. Was aber eben ein Festival ausmacht, das sind die Begegnungen mit anderen Besuchern, besonders auch mit Gästen aus der Szene der Bergsteiger und der Filmemacherinnen.


Die größte Herausforderung hinter den Kulissen ist …?

…dass wir ein kleines Team sind. Und natürlich könnte das Festival gar nicht stattfinden ohne die vielen freiwilligen Helfer, vor allem von der AV-Sektion Tegernsee, die alle mit Leidenschaft und Herzblut dabei sind. Aber das Kernteam der Organisation ist sehr klein – und muss eine Arbeit von Januar bis Oktober bewältigen. Das Aufgabenspektrum ist enorm, es schließt die Produktion von Untertiteln ein, die Organisation von Reisen besonderer Gäste, die Suche nach Sponsoren und viele mehr.
 

Ihr persönlicher Lieblingsfilm?

Ich habe nicht meinen Lieblingsberg und auch nicht meinen Lieblingsfilm. Aber einen Film möchte ich doch herausgreifen. Vor drei Jahren hatten wir den Film ‚Free Solo‘ im Programm, der damals als erster Bergfilm mit einem Oscar ausgezeichnet worden war. In diesem Film ist es dem Regisseur meisterhaft gelungen, Außenstehenden zu vermitteln, dass Kletterer und Extrembergsteiger keine lebensmüden, verrückten Spinner sind. Sondern dass sie ganz genau wissen, was sie tun, und dass sie es verantwortungsvoll tun. Die Selbstbestimmtheit macht den Bergsport aus – und auch die Verantwortung. Und das war in diesem Film hervorragend herausgearbeitet. Die Berge geben einen Flow, und diesen Flow können die Filmschauenden nachspüren.


So ein großes, internationales Festival ist kein Selbstläufer …

Wir sind froh, dass wir seit 2012 den Förderverein “Bergfilmfreunde Tegernsee e.V.” haben. Aber wir sind trotzdem immer auf der Suche nach Sponsoren. Durch Corona ist es nicht leichter geworden…

Ihr Motto?

Fern sehen von Gipfeln aus ist das Allerhöchste – aber Berge auf der Leinwand sind auch nicht schlecht.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee.

Impressionen

Bergfilm-Festival-Tegernsee_2022_a-lombre-du-Chamlang, © Jeremie Chenal
Bergfilm-Festival-Tegernsee_2022_a-lombre-du-Chamlang

© Jeremie Chenal

BFF-Eröffnung-2021, © Thomas Plettenberg
BFF-Eröffnung-2021

© Thomas Plettenberg

Bergfilm-Festival-Tegernsee_2022_Wendelstein_Highline, © Valentin Rapp
Bergfilm-Festival-Tegernsee_2022_Wendelstein_Highline

© Valentin Rapp