Wildbad Kreuth, © Der Tegernsee, Sabine Ziegler-Musiol

5. Station - Haus auf der Schanz

„Auf der Schanz“ nahe Wildbad Kreuth – benannt nach früheren Befestigungen an dieser Engstelle des Kreuther Tals – ließ Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern (1884-1968) durch seinen Tegernseer Baumeister 1914 ein altes Holzhaus erweitern und 1920 mit einem Anbau im alpenländischen Stil vergrößern. Das Haus diente dem Herzog und seiner Gemahlin als Wohnsitz und ist heute nur von außen zu besichtigen. 


Literarisches Zeugnis: Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern
Der „Herr von der Schanz“, wie man ihn respektvoll nannte, war der Nachfolger und Besitzer der Wittelsbacher Güter im Tegernseer Tal. Zugleich war er ein Förderer und Verfechter bayerischen Brauchtums und bayerischer Volkskultur. So förderte er den Musikanten und Volksliedersammler Kiem Pauli, den er „auf der Schanz“ musizieren ließ, und diente selbst als Vorbild für die Erhaltung althergebrachter Sitten wie der Jagdkultur oder für die Erneuerung der bodenständigen Tracht. Darüber hinaus war er mit dem Schriftsteller Ludwig Thoma (1867-1921) befreundet, der bei ihm auf der Schanz das „Steyerische Rasplwerk“ von Konrad Mautner (1880-1924) kennenlernte, eine 1910 in nur 400 Exemplaren erschienene österreichische Liedersammlung. Weihnachten 1919 schenkte Thoma sein eigenes Exemplar von Mautners Liedersammlung dem Kiem Pauli. Diese Anregung, wie auch Thomas Hinweis auf die Zeitschrift „Das deutsche Volkslied“, können als der Beginn von Kiem Paulis Beschäftigung mit der Volksliedforschung und -pflege gesehen werden.


Aus Herzog Ludwig Wilhelms Feder stammt das Buch „Die Jagd im Gebirg“ von 1933, das 2006 seine dritte Auflage erfuhr. Darin beschreibt er „auf bis heute gültige Weise Aufgaben, Ausrüstung und Vorgehensweise des Jägers im Gebirge“ (Götz/Schimeta, S. 86) Der folgende Auszug aus seiner Schrift "Jagd und Jäger im gEbirg" (1952) gibt über einige Künstler und Schriftsteller im Tegernseer Tal und ihre Jagdgebiete in der Umgebung Kreuths beredt Auskunft:


„Der Kobell Franzl hat die Berg und die Leut, die dort wohnen, verstanden und er hat zu unserer Jagerei dazu gehört wie wenig andere. Seinen letzten Gamsbock hat er geschossen am Rassering bei Kreuth, wie er über achtzig Jahre alt war. Das Jahr darauf ist er gestorben. Er hat immer gesagt: ‚Im Jahr, wo ich keinen Gamsbock mehr schieß, muß ich sterben.‘


Ludwig Thoma hat seinen letzten Gamsbock auch in Kreuth geschossen, auf der Königsalm in der Gamsbrunft 1920. Der Baum, bei dem er dabei gesessen ist, hat einen Plätzer und steht noch.


Ludwig Hohlwein hat, wie auch Thoma, jahrelang in Kreuth gejagt und hat viele gute Hirsche und Gamsböck und auch Hahnen geschossen. Viele seiner besten Zeichnungen stammen von hier. [...]


Ludwig Ganghofer hat sein letztes Gams, eine einkruckige Gais am 19. September 1919 im Bayerbach, Revier Kreuth, geschossen.


Anton von Perfall war auch gut bekannt hier, besonders aber in der Valepp und im Schlierseerischen, wo er jahrzehntelang mit dem Oberlechner Jackl gejagt hat.


Das waren lauter Männer, die mit Leib und Seele bei der Jagd waren und die gute Geschichten darüber geschrieben haben, nicht wie viele Auswärtige, die in ihren Erzählungen jedes Stück mit Blattschuß ‚zur Strecke bringen‘ und dann zitternd vor Rührung die Totenwacht halten mit einer ‚Beruhigungszigarre‘ und mit einem schweißigen grünen Bruch auf dem ‚grünen Hütl‘.“ 
(Bayern, zit. n. Halmbacher, Bd. 3, S. 291f.)